Stagequeen Matzi

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Matzi Interview August 2006

Heute möchten wir Euch eine besondere Dame vorstellen! Sie gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen der großen Bühnen und ihres eigenen Lebens: Voilà Matzi! Matzi arbeitet seit etlichen Jahren als "Gitarrentechnikerin" bzw, "Backlinerin" bei diversen Bands. Von namhaften Punkgrößen wie Toy Dolls, NOFX oder Wizo bis zu Rockstars vom Kaliber eines Eric Burdon oder James Brown hat sie schon wirklich viele Musiker technisch oder organisatorisch unterstützt und dabei natürlich so einiges erlebt. Netterweise lässt sie uns an ihrem Werdegang und einigen Erlebnissen teilhaben!

M: Anfangen tu ich immer gerne, wenn’s mit der Musik anfing.... Schule abgeschlossen, nicht sitzengeblieben... und dann wollte ich was machen, wo ich auf eigenen Beinen stehen kann, unabhängig von Eltern werden. Jedenfalls hab ich nen ganz normalen Realschulabschluss gemacht und hab während meiner ganzen Jugend im Jugendzentrum gearbeitet und Konzerte veranstaltet. Da habe ich dann irgendwann gemerkt, dass ich mit 15 schon Verträge abgeschlossen hab, die man erst später unterschreiben darf. Da hat aber auch keiner so richtig drauf geachtet. Ich hab mit 13 in einer Punkband angefangen zu spielen.. zu singen ... zu schreien und mit 15 oder 16 hab ich angefangen Bass zu spielen, nachdem ich Jahre davor Konzertgitarre gelernt hatte. Musik hab ich schon immer gehört... laute Rock- und Gitarrenmusik. Mit 16 bin ich aus der Realschule raus und dann mit 17 oder 18 hab ich noch einen kaufmännischen Berufsabschluss drangehängt... ich hab Fachabi gemacht, weil ich damals entweder Journalist werden wollte oder eben im grafischen oder künstlerischen Bereich irgendwas machen wollte und das hätte ich ja ohne so einen Abschluss nicht studieren können. Hab gemerkt, eigentlich will ich ja schon was machen, was cool ist und womit ich mein eigenes Geld verdiene. Aber das waren alles Jobs, in denen man ein Arschloch sein musste, um weiter zu kommen. Da hatte ich keinen Bock drauf, das fand ich schlimm. Also hab ich runter gestapelt und Typographie gemacht, weil ich damals schon die Jugendzentrumsprogramme entworfen hab. Ich bin dann Schriftsetzerin geworden, hab eine Berufsfachschule für Repro-Fotografie und Schriftsatz besucht und bin dann in einem alternativen Kollektiv hängen geblieben. Die haben mich damals zum Glück unterstützt auf Tour zu gehen und mir auch mal eine Entschuldigung für die Berufsschule geschrieben. N: Aber vermutlich ist es doch auch nicht schädlich, kaufmännisch halbwegs einen Überblick zu haben, wenn man Konzerte organisiert, dass Verträge wenigstens vorhanden sind, wenn auch von 15-jährigen unterschrieben... ?

M: Genau. Ich hab mich auch nie blöd angestellt mit Zahlen und ich fand das ehrlich gesagt schon ganz interessant in so einen kaufmännischen Beruf reinzuschnuppern... mit Rechtskundeunterricht, Betriebswirtschaftslehre und der Englischunterricht: Handelsenglisch, nur ist leider ein bisschen zu wenig hängen geblieben. Später hab ich’s schon ab und an bereut nicht auch was technisches gelernt zu haben, weil ich jetzt heute im Job manchmal merke, dass es ein paar Grundkenntnisse gibt, die mir so ein bisschen abgehen. Naja, so hab ich halt ne kaufmännische Ausbildung gehabt und im Anschluss dann Grafik/Typografie und Fotografie, was supergeil war. Auch mein Ausbildungsplatz war supergeil... mit den Entschuldigungen für die Berufsschule.. haha.. schöne Überleitung zum nächsten Thema, wie ich zu meinem Job gekommen bin: Halt wirklich durch Zufall, durchs Konzerte organisieren.

N: Und warum hast du nicht mit eigenen Bands weiter gemacht? Waren die schlecht? Unerfolgreich oder das Übliche, man lebt sich auseinander und geht getrennte Wege... oder wäre das keine Option gewesen, selber Musikerin zu werden?

M: Also mit der Option hab ich total geliebäugelt, klar, weil ich’s einfach nach wie vor geil find. Aber meine Erkenntnis ist die, dass ich mich nicht als Musikerin fühle. Ich hab nie dieses Bedürfnis gehabt, mich hinzuhocken und stundenlang mein Instrument zu üben; ich kann keine Lieder schreiben. Ich bin keine Musikerin, weil sonst WÄRE ich Musikerin. Ich hab viele Kollegen in meinem Beruf, die Möchtegernmusiker sind und eigentlich viel lieber selber auf der Bühne stehen würden. Ich hab tierischen Respekt vor den Leuten, die sich auf die Bühne stellen und ich glaub, dass das verdammt hart ist. Wenn ein Konzert ausgemacht ist, musst du dahin, egal wie’s dir gerade geht, und dein Publikum will unterhalten werden. Die Leute kommen und bezahlen Geld, um dich als Musiker zu sehen. Also musste denen auch was bieten. Ich bin eher so ein Mensch: wenn ich was mache, dann mach ich es richtig und möglichst 100 %, da finde ich Musiker sein extrem hart. Ich würde dann gut sein wollen, und ich bin nicht gut, und das weiß ich einfach, das ist keine Bescheidenheit ;-) Ich find’ aber Instrumente geil und ich finde das ”um die Konzerte herumarbeiten“ geil und bin da auch halt reingewachsen und dann gab’s eben irgendwann keinen Weg mehr zurück :-) huarr huarr

N: Dann fing also quasi die technische Seite an, dass du im JUZ mit anpacken musstest ?

M: Ja genau. Ich bin da halt ins Jugendzentrum reingeraten vor lauter "in der Schule nicht dazugehören wollen" und hab recht schnell mitgeholfen und dann so mit 15 das erste mal selber Konzerte ausgemacht... Die ersten ein/zwei Jahre mit jemandem zusammen, der war dann aber plötzlich weg und danach hab ich dann die Konzerte ausgemacht. Die Geschichte kennt vermutlich jeder aus Jugendzentren, dann bist du diejenige, die kocht, Kasse macht, aber auch die, die hilft, die Anlage mit aus- und wieder einzuladen. Ich hab dann auch schnell größere Konzerte gemacht, hab eine professionelle PA gemietet weil der Raum in dem JUZ in dem ich gearbeitet hab zu dem Zeitpunkt eine 500 Leute Kapazität hatte. Die ersten Konzerte hab ich gemacht mit Herman Brood und UK Subs, diversen Lokalgrößen oder ganze Indoor-Festivals (Punk, Hardcore und auch mal Metal) und dann hab ich auch mit einem Stuttgarter Veranstalter zusammengearbeitet, aber der war der „local Promoter“ und ich war die "vor Ort" /“die Durchführende“ und... das war dann damals schon mit dem Anspruch, was ich auch heute noch propagiere: das Essen muss stimmen, weil ne miesgelaunte Band ist manchmal nicht so toll auf der Bühne. Die Anlage muss stimmen, weil da kommen Leute, die für die Band Geld zahlen. Da hat das mit der Technik tatsächlich angefangen. Bei meinen eigenen Bands hab ich natürlich schon mal lernen müssen, okay ich brauch nen Verstärker, wo steck ich den ein, damit da was rauskommt aus dem Bass und dann eben bei Konzerten beim Aufbau ... also wenn ich mir das heute vorstelle, das war ja wirklich von NULL an, so du brauchst ein Mikrofon und das Kabel steckt da drin und geht dann irgendwann ins Mischpult und vom Mischpult in die Boxen, für die gibt’s auch extra Verstärker, und einfach so Stück für Stück gelernt, wie funktioniert denn überhaupt der ganze Kram, damit die Leute vorne was hören und dass die Band sich heutzutage auf der Bühne auch noch selber hört durch Extra-Lautsprecher sog. Monitore. N: Also ist das komplett autodidaktisch? Ich hab gehört, dass viele "Profitechniker" da auch sehr eifersüchtig sind, was das Weitergeben von Wissen angeht, so nach dem Motto "bloß keine Konkurrenz ranzüchten" oder so? Haben dir auch mal Leute Tipps gegeben? Oder war das früher auch schon so? M: Also das war total schwierig. Ich muss gestehen, dass ich auch ganz lange aus einer gewissen Eitelkeit heraus gar nicht gefragt hab, was ich heute bereue. 1988 hab ich mit Spermbirds und mit den Bands aus der „Spernbirds-Familie“ zu touren begonnen. Fast überall wo ich angekommen bin,  gab’s so Sprüche "du, der Merchandise Stand ist da drüben", also du warst für alle immer die Merchandiserin oder das Groupie oder die Freundin von nem Musiker, wobei die Leute anfangs ja nicht SO falsch lagen (Anmerkung Tippse: Matzi war mit dem Gitarristen zusammen...) ABER das Ding war halt so, ich wär nie mit einer Band im Bus gesessen, wenn ich keine Aufgabe oder Job gehabt hätte. Ich hatte halt wohl eine gewisse Vorreiterrolle, also ich bin jetzt nicht DIE Vorreiterin, aber 1988 gabs nicht viele Frauen, die Backliner oder Tourmanager waren. Auf manchen kleinen Touren war ich Tourbegleiterin, hab also vor Ort mit Veranstaltern alles abgedealt, aber richtig angefangen mit Touren hab ich halt 1988 mit den Spermbirds, ohne damals zu wissen, daß das Backliner heißt, sondern ich bin damals wirklich nur mitgefahren und die Band hat gesagt, „ok, du kennst dich ein bisschen aus mit Konzerten und Sachen, wir haben dich ja als Veranstalterin kennengelernt, hilf doch da, wo’s geht etc.“ Da stand ich dann auch ab und an mal am Merchandise und hab eh beim Ein- und Ausladen geholfen und bei den Spermbirds gab’s ständig überfüllte Jugendzentren, Stagediving war total angesagt, und da ist dann auf der Bühne auch ständig was passiert, also bin ich da in diesen Job auch einfach reingerutscht. Man hatte auch noch nicht viele Kollegen von Backlinern getroffen, weil nicht viele Bands auf dem Level hatten Backliner, das kam erst später auf.

V: Kannst du mal ganz kurz die Aufgaben eines Backliners umreissen, wo wir schon die ganze Zeit davon sprechen? M:  Backline kommt aus dem englischen und heißt eigentlich "Hinterlinie“. Es handelt sich einfach um alles, was die Band in der Regel selber mitbringt: ihre eigenen Instrumente, die dazugehörigen „hinter ihnen stehenden“ Verstärker etc. Es hat theoretisch erst mal nichts mit Mikrofonie und Anlage zu tun, sondern einfach nur mit Instrumenten, und was die Musiker benutzen, um zu spielen. Und ich bin dann diejenige, die dafür zuständig ist, dass das je nach Auftrag, Band oder Professionalität schaue, dass das Zeug auf die Bühne kommt, in richtiger Position steht, dass es Strom hat, dass die Gitarre mit allem dazugehörigen angeschlossen ist, alles vorbereite für den Soundcheck und bei professionelleren Jobs geht es halt noch weiter, dass du die Instrumente wartest, dich drum kümmerst, dass Saiten drauf sind und vieles mehr. Ich bin zwar Backlinerin und ich sollte das wahrscheinlich nicht sagen, weil ich meinen Job nicht kaputt machen will, aber ich find’s immer noch sympathisch, wenn Bands auch selber noch auf die Bühne kommen und kurz ihr Instrument anchecken, weil sie nachher auf der Bühne stehen und sich selber hören müssen. Andererseits muss man dazu sagen FÜR unseren Berufsstand: es gibt bestimmt über 50 % der Musiker, die auch wirklich 2 linke Hände haben und einfach vorm Auftritt zu nervös sind, da ist es schon gut, dass es Leute gibt, die darauf konzentriert sind, jetzt schnell den Umbau zu machen. Das ist auch was, das früher nicht ganz so krass war, heutzutage muss immer alles auf die Sekunde passen, man hat nur 15 Minuten und du bist halt diejenige, die auch mal die Instrumente anspielt, damit der Mischer draußen hört, kommt da was raus, was hab ich für einen Lautstärkepegel, der Monitormischer, der auf der Bühne den Sound macht, muss wissen, was kommt da raus.. man muss checken, ob es irgendwo rückkoppelt/fiept. Sound ist kompliziert, das ist ja nicht nur laut und leise, man macht da gerne Witze drüber, aber jede Bühne, jede Akustik ist da anders und wenn man das richtig machen will, und dran arbeitet, dass der Mensch im Publikum einen gescheiten Sound hat, dann gehört auch einiges zu. Da ist es schon gut, wenn man Leute hat, die wissen, was zu tun ist, die das schnell machen, die wissen, wenn irgendwas nicht funktioniert, was zu tun ist... das immer gern genannte "troubleshooting", es gibt einfach viele Fehlerquellen.

V: Wenn du dich jetzt mit dem Mischer kurzschließt... du spielst dann ja nicht nur Gitarre und Bass an, sondern auch z. B. Schlagzeug.. hast du da nicht einen ganz anderen Anschlag als der Schlagzeuger hinterher? M: Das ist schon schwierig. Ich bin ja nu keine Musikerin und ich kann auch kein Instrument spielen, was eigentlich nicht die besten Voraussetzungen für einen Backliner sind. Also ich kann natürlich „Lagerfeuergitarre“ und so ein bisschen Bass spielen, aber ich kann überhaupt nicht Schlagzeug spielen und für manche Bands muss ich auch Tasteninstrumente bedienen... Wenn du mit Bands länger arbeitest, musst du schon drauf achten, wie schlägt der an? Und grad am Schlagzeug, da würdest du ja eigentlich mit 2 Händen und 2 Füßen spielen, aber ich mach ja wirklich nur nen Linecheck, also Kanal für Kanal und Mikrophon für Mikrophon. Und ich kenn Schlagzeuger, die machen nur so ein bisschen "puffpuff" und da muß man halt mit ein bisschen Watte schlagen und es gibt natürlich Schlagzeuger, die reinballern. Ich hab dann schon mal jemanden gefragt, wie man so einen Stick richtig hält. Das ist es auch, was mir Spaß macht an meinem Job, ich bin extrem detailverliebt, wär ich nicht ein bisschen perfektionistisch veranlagt, wär’s doof.

V: Dann macht es also Sinn mit Technikern zu arbeiten, die die Halle kennen und wissen,  wie muss ich meine Mikros hinpacken, um den besten Sound zu erzielen?

M: Genau, also das hast du in der Regel, sogenannte "Local Technicians", die entweder mit der Anlage kommen oder wenn in einer Halle eine Anlage fest steht, ist das immer ein Grundsatz, dass da mindestens einer für Licht und einer für Sound da ist, ein "Haustechniker", der die Halle kennt, der vor Ort für die Technik verantwortlich ist. Das sollte bei einem Festival der sein, der mit der Anlage kommt und in Clubs ist es wirklich ein Haustechniker, die brauchst du unbedingt. Vor Ort macht i. d. R. kein Fremder Backline für dich. Beim Backliner ist es schon gut, wenn der die Band kennt oder vorher mit denen gesprochen hat. Bei mir ist es auch so, ich laufe ja auch unter dem Unterbegriff "Gitarrentechnikerin", weil ich hauptsächlich Bass und Gitarre instrumententechnisch mach, weil ich mich da mit den Instrumenten, Verstärkern und Boxen am besten auskenne. Wenn ein Musiker auf Konzerten mit unterschiedlichen Gitarren spielt, bin ich diejenige, die sie ihm stimmt und anreicht. Das ist halt schwierig, wenn man die Band oder den Musiker nicht kennt, aber das kann man auch absprechen. Ich bin mal bei Madsen eingesprungen und da hab ich mich mit deren Backliner, der das schon seit Jahren macht, abgesprochen. Mit den Musikern bin ich vorher mal die Setliste durchgegangen, wo wird welche Gitarre gespielt, wann sind die Wechsel usw. Und wenn’s dann höher in die Profigefilde hoch geht... da hab ich Gitarristen gehabt, die mit mir geübt haben, wie wir den Gitarrenwechsel machen, weil denen darfst du halt die Gitarre nicht so rum, sondern nur andersrum anreichen... da sollte man dann auch den Musiker selber vorher mal gesprochen haben.

N: Gibt’s da theoretisch ne Ausbildung für? Also, wenn man sich überlegt, ich würd sowas auch gerne machen.. was lernt der dann? Mal abgesehen davon, daß man normalerweise wohl so reinwächst... M: Veranstaltungstechniker, das kannst du mittlerweile als Ausbildung machen und später auch als Meister. Das gab’s damals noch nicht, das gibt’s erst seit einigen Jahren. V: Ist das ist eine Ausbildung, die man selber zahlen muss?

M: Soweit ich informiert bin, schon. Aber da hab ich mich gar nicht so schlau gemacht. Also ich würd schon auch gern "fachlich weiterkommen" und tu da auch ein bisschen was dafür und mach mal hier nen Workshop oder da ein Praktikum, aber im großen und ganzen, wenn du Veranstaltungstechniker wirst, da gibt es zwar Lichttechnik und Tontechnik und Bühnenbau, aber meinen Job, Backliner, kann man nicht lernen. N: Weg von der Technik, hin zu " was passiert alles auf tour"? Wenn man sich mal deine Liste anguckt, mit wem du schon alles unterwegs warst, mal von klassischem Punkrock wie jetzt zur Zeit gerade die Toy Dolls absieht, wenn man da auf deiner Webseite [www.stagequeen.de] Heinz Rudolf Kunze, James Brown, Tic Tac Toe oder CCR, HIM... liest... da ist ja im Prinzip wirklich alles dabei!!! V. Oder Fools Garden oder Eric Burdon, Wizo, Schandmaul und so weiter...

M: Ja, das zieht sich jetzt natürlich wirklich über die ganzen Jahre und ich hab nicht mal alle Bands aufgelistet. Obwohl manche, wie z. B. Heinz R. Kunze, stehen trotz kleiner negativer Erfahrungen auf meiner Webseite, weil die ja auch dazu dient, einen Überblick zu geben, was ich schon gemacht hab und das gehört halt eben einfach dazu. N: Wie ist das denn, wenn du da ankommst ich mein, rein optisch kann man ja sagen, du bist "punkig" ...

M: Ja, ich fühl mich auch so... "at the bottom of my little heart" würd ich schon sagen, dass das immer da war, seit ich die Musik gehört hab und es ist ja auch nicht nur die Musik, sondern auch meine Überzeugung.. ich war immer Punk und ich fühle mich auch immer noch so! Ich neige nur dazu, es heutzutage immer näher definieren zu wollen... weil ich mich nicht mit allen Punks in einen Topf werfen lassen möchte. Aber das ist für mich auch spannend, wenn so Leute wie eben HRK mich anrufen und fragen ob ich einspringen kann. Ich war damals ja nicht erste Wahl, die haben mich angerufen, weil denen im Sommer die Leute ausgegangen sind. Irgendjemand hat mich empfohlen, aber die stutzen dann schon arg, dass du ne Frau bist in dem Job und wenn man mit denen telefoniert, fragt man dann schon nach, ob das für die n Problem ist, das ich knallbunte Haare habe oder ob ich n Käppi mitbringen soll.

Viele Bands, mit denen ich schon seit vielen Jahren arbeite, wollen auch speziell wieder mich haben, ...hoffentlich weil sie mit meiner Arbeit zufrieden sind, und/oder ich als Person gut reinpasse, was auf Tour auch eine wichtige Rolle spielt. Manche vielleicht auch, um damit kokettieren zu können: „schau, wir haben ne bunthaarige Backlinerin“, gerade wenn sie mit ihrer Musik eher brav sind. Viele Musiker od. Tourleute, bei denen man es nicht vermutet, sind vom Kopf her mehr Punk als die Leute, die mit bunten Haaren rumlaufen. Punkrock läuft im Kopf ab und ist nicht immer das was außen getragen wird. Eric Burdon ist zum Besipiel in meinen Augen der älteste lebende Punkrocker, den ich kenne. Dem ist kack-egal wer was vom ihm hält. Wenn wir mit dem in Clubs spielen, lauf ich mit kurzen Shorts oder verschlissenen T-Shirts rum, aber wenn wir auf irgendwelchen Galas spielen, zieh ich mich schon ordentlich an.

V: Ihr habt vorhin so schnell das Thema gewechselt... mich würde noch interessieren, wie du an deine Jobs kommst. Wer teilt dich ein? Bist Du selbständig?

M: 1993 hab ich mich selbständig gemacht, damals noch freischaffend ohne Gewerbe. Mittlerweile hab ich schon n Gewerbe. Nach Spermbirds waren Alice Donut die ersten, die mich „gebucht“ haben. Das war schon n langer steiniger Weg bis heute, aber das meiste lief wirklich über Mundpropaganda. Seit 2002 hab ich meine Website: www.stagequeen.de  Manchmal melden sich Leute von Touragenturen, ganz selten noch Leute von Plattenfirmen, aber die machen ja kaum noch Touren für ihre Bands. Meistens kommen wirklich die Bands selber, weil ich denen empfohlen worden bin. Früher hab ich immer und überall meine Visitenkarten verteilt.

N: Eric Burdon oder James Brown haben dich sicherlich nicht selbst angesprochen?!

M: Zu James Brown bin ich über ne Miet-Backline-Firma gekommen. Wir waren 2 Backliner für 22 Musiker. Bei Eric Burdon hatte mich der Kollege, der es vor mir gemacht hat, empfohlen.

N: Wenn du zu fremden oder neuen Bands kommst, gucken die dich erstmal schräg an: Frau und Technik, kannst du das überhaupt...? Gibt's da Vorurteile?

M (lacht): Immer wieder, leider. Meist nur einzelne Musiker oder z. B. der Manager. Lustigerweise, weil mich jeder unter Matzi kennt, ham auch Bands schon gedacht, ich wäre ein Mann, bis ich dann vor ihnen stand, denen ist dann natürlich ganz schön der Kiefer runtergeklappt. V: Also es ist gar kein Vorteil, so allein unter Männern, ich dachte, es ist vielleicht manchmal auch ganz nett. So als "Prinzesschen" und vielleicht muss ich ja doch nicht die schweren Boxen schleppen... M: Ja gut.. da hab ich natürlich auch immer dagegen gearbeitet, weil ich auch finde, wenn, dann macht jeder das, wofür er da ist. Also Gleichberechtigung kann ja sonst nicht funktionieren. Das stört mich dann auch manchmal, dass es eben auch andersrum sein kann... , dass es auch vorkommt, dass mich alle ja soo lustig und sooo toll finden oder weil ich dann auch 23 Tage lang die einzige Frau auf dem Bus bin... (zum Glück auch mittlerweile mal unter 2 oder 3 Frauen bin..) aber wo ich dann auch manchmal übertrieben finde... so dass ich auch schon mal überreagiere. Also ich will das ja auch gerne als Komliment nehmen und ich will ja auch nicht hören, daß ich scheiße bin in meinem Job und freu mich drüber wenn jemand meine Arbeit sieht und anerkennt... aber ich bin auch schon mal pampig geworden, weil ich dachte, da will mich jetzt anmachen und hab auch wirklich ein bisschen überreagiert hab, weil das einfach aber eben schon passiert ist, daß Leute vor lauter Überschwänglichkeit mich schon so ein bisschen anbaggern wollten. Und das ist dann schon deplaziert. N: Das ist also eher so eine Münze mit zwei Seiten... M: Ja.. naja ... also .. wie Vera das sagte.. mit dem "Prinzesschen" äh.. also wenn es so ein bisschen was davon ist, da würd’ ich ja lügen, wenn ich sag, ich kann das nicht auch ein bisschen genießen.. ich bin auch gerne etwas charmant.. und freu mich drüber wenn andere Leute etwas charmant sind. Wo ich aber auch sagen muss, das findet auch unter den Männern statt. Wenn das coole Leute sind, die ne gute Art haben, dann können ja auch Männer untereinander charmant sein, wenn der Draht da ist... und das find ich halt wichtig und das find ich aber auch geil... jetzt speziell mit den Leuten, mit denen du im Bus unterwegs bist ... wenn die wirklich meine Arbeit zu schätzen wissen.Bei manchen geht die gegenseitige Anerkennung etwas unter. So ne Band steht auf der Bühne und bekommt den Applaus vom Publikum und wenn ich mal ein Schulterklpfen von dem Musiker/od. Kollegen krieg, ist das mein Applaus und das ist wie in jedem Job: Es ist einfach nett, wenn man auch ein bisschen Anerkennung bekommt. N: Also es kommt schon auch vor, dass Leute so .. nach 30 Tagen auf tour... "oh da ist ne Frau" „sabber“ ... M: Also, wo ich schon manchmal das eindeutige Gefühl hab, da geht es jetzt gar nicht drum, dass es um mich geht, sondern nur um die Tatsache das ich ne Frau bin und gerade da, dann ist das ja auch nicht so toll. Ich hab auch schon nette Erlebnisse gehabt, wo das dann auch nur beim Anbaggern blieb, wo ich das aber nett fand, weil ich das Gefühl hatte, der findet mich wirklich toll und wenn du den dann auch sympathisch findest.. ist ja auch super...man kann ja auch flirten. Ich flirte auch gerne und es geht mir auch gar nicht drum ob ich jetzt gerade in einer Beziehung bin oder nicht... es geht eher drum ... V: ...ein bißchen Bestätigung zu kriegen... ? M. ..es ist was ganz normales.. da unterstellen mir ja Leute viel zu sehr.. "ich könnt natürlich auf jeder Tour mit jedem was haben". Ich hab in 18 Jahren Backline machen, höchstens mit 3 oder 4 Musikern was gehabt und ich hab bestimmt schon mit Hunderten zusammen gearbeitet.. V: Du mußt ja auch professionell sein, wenn du deinen Job machst. Du bist ja nicht die Bandschlampe sondern der Backliner... M: Ja, das ist genau der Punkt, wenn du heute schaust, es gibt in Deutschland 2 professionelle Backlinerinnen, soweit ich Bescheid weiss. Das geht ja voll nach hinten los... das würde überhaupt nicht funktionieren. Ich bin so ab 30 mal ein bisschen runter gekommen und hatte mehr Selbstvertrauen und die Erkenntnis, mich würd jetzt nicht gleich jede Band sofort rauswerfen, wenn was wär. Weißt du, wenn du vorweisen kannst, du hast da 10 Jahre gearbeitet und bist nicht gleich mit jedem ins Bett gesprungen und da ist dann mal was.. dann kann dir ja keiner unterstellen, dass du die Bandschlampe bist. Aber ich glaub, dass das ganz gesund war, dass ich das so durchgezogen hab und mir gehts eigentlich ganz gut dabei. Ich glaub aber, dafür ist das Musikbusines ein extremes Machobusiness nach wie vor. Da stehen einfach Typen, die haben angefangen Gitarre zu spielen, um eine Frau abzuschleppen, und mit denen hast du zu tun und das musst du einfach klar so sehen. und die werden es IMMER geil finden, wenn sie ne Frau abschleppen können. Und ich will nicht ne Trophäe sein. Unter Männern würde es schnell heißen, du bist einfach zu kriegen. N: Es gibt ja leider auch genug Tussis, die auf genau so Typen abfahren "oh, er spielt eine Gitarre, ich will ihn haben". M: Ja, das ist ja der Trick, der funktioniert ja... das wissen alle beteiligten Seiten, und das ist ja toll für die die's wollen.,. können ja auch alle machen.. V: "Mach ihn groß, mach ich dich groß"... *zwinker* V, M, N: *lach* M: Ja, genau, aber das ist ja manchmal noch schlimmer mit den Leuten hinter den Bands. Technikerkollegen oder Manager, die dann mit ihren Backstagepässen wedeln und dann die Mädels abgreifen. N: Wenn halt beide Seiten ihren Spaß haben und es läuft auf einer Ebene... mein Gott ist ja auch ok... M: Wie lange haben wir jetzt darüber schon geredet, dass ich ja eigentlich so nach dem Motto... wie schnell ist mir das passiert am Anfang, als ich den Job angefangen hab, daß mir das unterstellt wurde, dass ich das aus SO Gründen machen würde.. und dennoch da irgendwie hängen geblieben bin. Oder ganz am Anfang, wo mir als 18jährige unterstellt wurde, ich hätte eine Profilneurose, dass ich jetzt ganz geil mit Bands durch die Gegend fahr, damit ich was zu erzählen hab. Natürlich hab ich mit 18 auch nicht gedacht, dass ich das mit 36 immer noch mach. Aber wenn du das länger als ein, zwei Jahre machst, dann hast du auch die Schattenseite gesehen und dann würdest du das nicht machen, wenn da nicht mehr für dich dran wär, wenn das nicht deine Leidenschaft ist.

V: Also ich glaube das ist verdammt anstrengend so viel auf Tour zu sein, also für mich wär’s nix. Immer von zu Hause weg... Da bleibt ja alles auf der Strecke, Freunde, Hobbys.. da muss man ja auf ganz viel verzichten... M: Deswegen hab ich auch vielleicht schon mit 18,19, 20 gedacht.. "also mit 30 machste das nicht mehr". Wenn du als 20 - 28 jährige durch die Welt tourst, das ist einfach nur cool, ist auch weniger anstrengend. Und auch ohne, dass ich mich jetzt alt fühle, es wird einfach anstrengender, und jeder sagt, dass es alle 5 Jahre NOCH anstrengender wird. Für mich ist geil, ich tour jetzt seit 5 Jahren mit Eric Burdon und wenn ich jemand seh, der sich mit 65 den Scheiß immer noch antut, da darf ich’s Maul gar nicht aufmachen. Für dein soziales Leben, für deine Family, für deine Hobbys ist es Scheiße und über 30 fängt es an problematischer zu werden und du musst wirklich den Rest deines Lebens drumrum organisieren und strukturieren und das funktioniert nur in Maßen. Vor allen Dingen, wenn du auch noch jemand bist, der seinen Job richtig machen will. V: Wie viele Tage im Jahr bist du auf Tour? M: Also es gab da Tiefpunkte zu Zeiten, wo ich auch verletzt war... wo ich nur 70/80 Tage auf Tour war... V: NUR!?! N: Nur ein drittel Jahr...

  • lachen*

M: Ich bin im Schnitt schon das halbe Jahr unterwegs, das waren auch mal bis zu 190 Tage, aber das sind Ausnahmen. Letztes Jahr hab ich festgestellt, daß ich in einem Jahr über 100 Flüge hatte.*lacht* Da hätt ich auch Stewardess werden können. V: Du warst ja überall: Japan Brasilien, Norwegen, Russland, Litauen, siehst du auch was von Land und Leuten oder siehst du nur Hotel und Halle? M: Ja.. oft.. leider. Also es gibt ja auch echt die durchgeknalltesten Trips, wo ich einmal für 2 Tage nach Singapur bin oder für 1 Abend nach Mexico City. Also da kommt jetzt mit den Toy Dolls auch wieder so ein Ding, wo du halt 4 Konzerte in Südamerika spielst, 2 in Brasilien, 2 in Argentinien, und da bist du 10 Tage unterwegs... Ich weiß gar nicht, ob wir in Brasilien fahren oder fliegen. Letztes Jahr als wir in Brasilien waren, da sind wir dann gefahren, da hast du was vom Land gesehen. N: Da hört man ja so Legenden... wie z.B. in Russland stehen die mit MPs im Graben.... ist das so? M: Das ist so..Thema MPs: die Security in Russland ist der Hammer. Große kräftige Männer, die keine Ahnung von Live-Konzerten haben. Das härteste für mich war, die Erfahrung, als ich für die SFOR Truppen gearbeitet hab, das war nach dem Bosnienkrieg und zu Beginn des Kosovokrieges, als wir schon in der Luft noch mal umdrehen mussten, weil da gerade ein Angriff war. Da war ich, glaube ich, 4 Mal und wurde auch immer wieder angerufen, das zu machen. Die Truppenunterhaltung findet nach wie vor statt... Also wenn man es nicht mitgemacht hat... ich hab da früher nie gedacht, dass ich in sowas rein gerate... und hab beim ersten Mal, als ich da unbedarft hinkam, war’s ein tierisches Schockerlebnis und ich dachte, das mach ich nie wieder. Hab mich dann aber doch nochmal überreden lassen und beim zweiten Mal hab ich ne ganz andere Erfahrung gemacht und fand dann viel mehr Sinn in so einer Truppenunterhaltung als in irgendnem blöden Konzert hier um die Ecke. Weil du wirklich merkst, wie den Leuten das Herz aufgeht, wenn die Band anfängt zu spielen und wenn du wirklich Leute siehst, die im Krieg waren, im Krieg sind, deren Familien zigtausend Kilometer weit weg sind... was bei denen Musik auslösen kann, da könnten mir manchmal die Tränen im Augen stehen, weil du da freigesetzte Emotionen siehst. Beim ersten Mal musste ich wirklich damit kämpfen, dass deine Stagehands Uniformen tragen und ihre Waffen nicht ablegen dürfen, obwohl die denen natürlich ständig im Weg sind. Ich hab da in einem Bus übernachtet, da sind mir die Haare an der Scheibe gefroren, es war draußen minus 25°, es waren einfach unfassbare Bedingungen und ich kam mir wirklich vor wie im Krieg, obwohl der schon rum war. Man sah überall nur Militär und zerschossene Häuser und es war ganz furchtbar. Du redest mit Leuten und du kriegst dann auch mit wie's denen geht... und du weißt dann halt.. ist das geil, dass da einfach Sachen entstehen... und dass ihr Land nicht plötzlich ein Ghetto wird, weil da Krieg war und da keiner mehr hin will und dass es viel wichtiger ist, gerade da hin zu gehen... und hab dann auch plötzlich mich meiner Ideale besonnen, und - so blöd es klingt - ich hab dann auch mal mit Soldaten gesprochen und mal gefragt: "warum bist du hier und wie geht’s dir dabei?" und das waren teilweise lustige Sachen und zum Teil schlimme Sachen aber fucking hell natürlich sind das alle Menschen, auch wenn ich nach wie vor Scheiße finde und mich Uniformen abschrecken und ich mich am liebsten umdrehen und weglaufen würde, aber das ist viel zu einfach. Man muß halt schon auch die Menschen dahinter sehen.. da find ich Entertainment.. oder so.. auch ganz gut... öh... V: Gibt’s noch ein besonderes Erlebnis... was ganz skurriles? N: Z. B. , dass du dann mit schusssicherer Weste auf der Bühne stehen musstest... M: Ja, da hatten wir dann z.B. Helme auf, um durch Kroatien durch zu fahren... also das sind alles so Reiseerfahrungen. Das fing schon damals an, als ich 1991 mit Spermbirds unterwegs war und von Südirland nach Nordirland gefahren bin und dann einfach mal vor einem Stacheldrahtzaun gestanden bin. Da waren Leute die mit den Knarren vor deinem Auto standen und da bist du in Belfast und da fahren Panzer rum und die Straßen sind leer, da kriegst du dann schon so einiges mit. Und du lernst so viele coole, nette, großartige Menschen auf Tour kennen, dass du manchmal auch denkst... boah.. und manchen geht’s mal richtig dreckig... Aber das ist ja was, was vielen Leuten hier fehlt, dass die auch mal aus ihrem Mief hier rauskommen und das mal sehen. Ich sag ja gar nicht, dass man nicht in seiner eigenen Luftblase auch seine Probleme hat, die gesteh’ ich ja jedem zu, aber für mich relativiert sich zum Glück ganz viel von der Alltagsscheiße, weil ich weiß, daß es woanders auch ganz anders abgeht und das ist sehr gesund für jedermann, da auch mal ganz anderen Problemen zu begegnen. N: ich hätte ja gerne so ein Schlußwort "was bedeutet Punk für dich heutzutage" M: Ich glaube, dass ich das auch mit Gleichaltrigen immer wieder neu definiere, weil sich das auch immer wieder verschiebt.. N: Also für eine 18-jährige Matzi war Punk was anderes, als es für eine 36-jährige Matzi ist M: Es gab z. B. auch eine Zeit, zu der ich Punk extrem uncool fand............BAND ZUENDE! Aus Zeitgründen mussten wir hier Schluß machen und Matzi hat uns ihre Sicht auf PUNK schriftlich nachgereicht:

PUNK?

"Danke für die Formulierung, was Punk für MICH sei. Weil ja genau meiner Auffassung von Punk (wie den meisten wohl) widerspricht, in ne Schublade gesteckt zu werden. Für mich ist Punk ein Begriff, der mich seit dem Teen-Alter begleitet. Eine feste Größe in meinem Leben. Ich möchte mich selbst keinem Begriff unterordnen, (hätte ich 27 Schubladen zur Auswahl, würde ich am ehesten die für "Punk" nehmen...). Als ich Teen war, war Punk zu sein: Punk-Musik hören, auf n paar Demos gehen, ... und eben "NICHT DAZUZUGEHÖREN" zu irgend’ner anderen Truppe od. Gesellschaft. Angefangen, nicht die Erwartungen von meinen Eltern erfüllen zu wollen, geschweige den von Lehrern oder anderen Autoritätspersonen, fing ich sehr schnell an, dennoch gesellschaftfähig sein zu wollen, um nur das davon anzunehmen, was mir persönlich in den Kram passt. Ich wollte für mich selbst schlau sein, was nicht bedeutet, andere Meinungen abzulehnen, aber eben nicht nachzuplappern, sondern zu verstehen, was für mich passt oder richtig erscheint und was nicht. Ohne so ein totale Antihaltung.... – ich war immer ne Macherin.... und das bedeutet auch, manche Regeln mitzuspielen, um was anderes besseres (od. besser erscheinendes) zu erreichen. Punk steht häufig für "Regeln zu brechen" und da geh ich völlig damit einher. Weil so eingerostete Scheiße immerzu weiter zu machen "nur weil es schon immer so gemacht wurde", ist bekanntermaßen dumm. Nun bin ich dennoch nicht die hellste, klügste oder intelligenteste - die meisten, die mich kennen, kennen mich als "Herz- und Bauch"-Entscheiderin. Ich möchte niemandem folgen oder eben Regeln gehorchen und eben immer noch nicht von außen gestellte Erwartungen erfüllen. Aber man muss Regeln kennen, um sie bewusst anzunehmen oder abzulehnen. Ich habe mir die Freiheit genommen, selbst zu entscheiden, ob sich was gut anfühlt oder ich es aus zwischenmenschlichen Gründen befolge oder eben nen Kompromiss eingehe. Oder weil ich mir selbst für mich od. Leute, mit denen ich sympathisiere, was positives davon verspreche.

Ich erwarte von mir selbst, wohlüberlegt, aber dennoch eben mit Herz, Bauch UND Verstand zu handeln. Das ist nötig, damit ich jeden Morgen in den Spiegel schauen kann. Ich stehe für meine Entscheidungen ein, und ich bin auch fähig Konsequenzen zu tragen, sie durchzuziehen. Ich weiß, dass es nicht gesund ist, sich für andere zu verbiegen. Ich versuche, mir keine Angst machen zu lassen. Und tatsächlich ne eigene Meinung zu haben, und sich möglichst wenig manipulieren zu lassen. Ist nicht immer drin.... - aber wachsam sein, hilft. Und Punkrock auch!"


.....wahrscheinlich schon zuviel geschrieben, ... sonst wäre ich gerne noch mehr auf die Musik und ein bisschen auf Globalisierungs-Scheisse, oder andere politischen Sachen eingegangen.

Vera Vandal und Prokura

 



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