Psychologie in Mythen und Märchen 2
Geradezu jugendgefährdend, weil unverantwortlich verniedlichend, wird mit der Figur des Donald Duck ein dauerhaft Arbeitsloser vorgeführt, der trotz seiner fehlenden Beschäftigung und Einkünfte sowohl über ein Haus als auch über ein Auto verfügt. Einem real existierenden Pleiteenterich hätte man angesichts seiner finanziellen Dauerkrise längst das Sorgerecht über seine Neffen entzogen, die wiederholt in unverantwortlicher Weise vom Besuch eines geregelten Schulunterrichts ferngehalten werden. Und wenn wir einmal nüchtern das Entenhausener Sozialsystem abklopfen, dann wird sehr schnell klar, daß es hier gar keines gibt, denn in einer solchen gewaltkapitalistischen Gesellschaft ist kein Platz für Sozialhilfe oder ein Arbeitsamt (zumindest ist Donald Duck nie dabei zu sehen, wie er auf dem Arbeitsamt um einen Job ansteht oder auf dem Sozialamt die nötigen Papiere zusammenkratzt, um zu seiner Stütze zu kommen). Nüchtern betrachtet schiebt Donald nur aus zwei Gründen nicht den berüchtigten Einkaufswagen mit all seinen Habseligkeiten vor sich her. Erstens, weil er eine Comicfigur ist, und zweitens, weil sich das nicht so gut verkaufen würde. Was einem unbedarften Jugendlichen hier vermittelt wird, liegt offen auf der Hand: nix arbeiten, Schule schwänzen, keine Rechnungen zahlen, und Du hast trotzdem ein Dach über dem Kopf und einen Wagen. Wundert Euch also nicht, wenn Eure Kinder mit 16 an die Börse rennen oder sich mit einer Spitzhacke und einem Rucksack bewaffnet auf den Weg nach Klondyke machen. Dagobert Duck mag zwar ein geiziger Knochen sein, aber Geld macht offenbar auch in Comics sexy! Wundert Euch andererseits aber auch nicht, wenn aus Euren Kindern Punks werden, latent arbeitsscheue Wesen oder Sodomisten, die in jedem Tümpel nach einer Daisy suchen.
Unter die Kategorie ”reaktioniärer Mist mit patriarchalischem, respektive monarchischem Charakter” fallen gleich eine ganze Reihe von Schundheftchen. Man möchte fast meinen, daß sich eine komplette Riege unterschiedlich talentierter Zeichner zur Aufgabe gesetzt hat, Propaganda für König, Reich und Ritterstand zu verbrechen. Sicherlich ist ”Prinz Eisenherz” ein gutes Comic, wenn man selber den Adel mit in die Wiege bekommen hat. Für manchen Altadel sind das dann ja auch gleich die glorreichen Geschichten der guten alten Zeit, lange vor der vierten Inzuchtgeneration und lange vor den ersten Paparazzis, denen man damals auch mal locker den Kopf abschlagen konnte, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
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