Philosophie des DeutschPunks 2 9
Wenngleich die modischen Aspekte für ihr Selbstverständnis nur ei- nen von mehreren bestimmenden Faktoren bilden, steht doch außer Fra- ge, dass sie für die Szene von Wichtigkeit sind. Abgesehen von all der angeblichen „Gammeligkeit“ und bewussten „Hässlichkeit“, die seit jeher in Bezug auf Punk (insbesondere durch die Medien) hochstilisiert wurden, wird oft unterschlagen, dass die Bewegung in ihren Ursprüngen eigentlich sehr ästhetisch auftrat. „Die erste Punk-Generation war gar nicht, wie die bürgerliche Presse es gerne darstellte, bewußt häßlich und verdreckt, sondern sie hatte ganz schön viel Sex Appeal [...].“ (Büsser 2000) Doch auch in den bewegten Jahren der folgenden, nunmehr 30-jährigen Geschichte der PunkBewegung wurde ein Stil entwickelt, der zwar einerseits, wie Büsser kritisiert, zur klischeebehafteten Uniform ge- worden ist. „Ein Sex Appeal, das übrigens verschwand, als Punk mit seinen Nietengürteln und Irokesenfrisuren immer überstylter und phantasieloser wurde.“ (Büsser 2000) Allerdings findet sich auf der anderen Seitein der gegenwärtigen Punk- Subkultur nach dem Aufweichen jahrzehntelang gepflegter Stereoty- pe wieder die anfängliche sexy Mixtur aus diversen Stilvariationen, die ähnlich der ersten Punk-Phase anmutet.
2.6.2 Kleidung und Accessoires
„Punk reproduzierte sämtliche Kleidungsstile der
Nachkriegs-Jugendsubkulturen und kombinierte Elemente
aus den verschiedenen Epochen dieser Stilgeschichte zu
einer zerschnipselten Collage. Das gab ein Chaos aus
Schmalzlocken und Lederjacken, „Brothel Creepers“ […]
und „Winkle Pickers“, Turnschuhen und Parka-Mänteln,
Mod Frisuren und Skinhead-Bürsten, Röhrenhosen und
bunten Socken, ultrakurzen Miniröcken und Nagelschuhen
– alles zusammengehalten von spektakulären
Verbindungsmitteln: Sicherheitsnadeln und
Plastikwäscheklammern, Sado-Maso-Riemen und
Seilstücken, die ein Übermaß an entsetzter und faszinierter
Aufmerksamkeit erregten.“ (Hebdige 1983)