Odysee zum FORCE ATTACK 2004 - und zurück

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Odysee zum FORCE ATTACK 2004 - und zurück 62.5 spaßige Stunden durch Deutschland


Die Hinfahrt

Am Donnerstagvormittag macht man sich wohlgelaunt und noch ziemlich am Arsch von der letzten Nacht auf die abenteuerliche Reise aufs Force Attack. Selbstverständlich ahnte man da noch nix von den bevorstehenden Umständen, sonst hätte man sich den Spaß von vornerein geschenkt. Noch flux zum Aldi um lebensnotwendige Konserven zu besorgen und los geht’s. Man ist guter Dinge und lässt sich auch nicht dadurch beunruhigen dass tausende andere Baden-Würtembergianer heute auch ersten Ferientag haben und unbedingt auch gleich da in den Urlaub müssen. Macht nix, wir ham ja Zeit, bis Loikämie sind ja noch über 24 Stunden Zeit. So tuckert man in 5 Stunden gerade mal 200 km weit durch die Heimat, freut sich über die ersten Windmühlen und Aldi Nords, über Orte die tatsächlich Namen wie „Mücke“ haben und über Dragostea Din Tei. Wer wird sich denn da über einen lächerlichen Stau aufregen. Nun denn, als man gerade an einem Berg im Gedränge hängt und unsere Hippie-Zirkus-Karre zur weiterfahrt ermuntern möchte fährt sie nicht mehr! Ui! Dumme Situation. Hysterie macht sich breit und um einen Nervenzusammenbruchs des Fahrers zu entgehen nimmt man einen fixen Steuerwechsel vor und schafft es mit 20kmh über den Hügel. Dummerweise gibt es in Hessen keine Seitenstreifen. Aber plötzlich tut sich ein 5 Meter langes Platzdingsda neben uns auf. Das war übrigens auch das einzige mal auf dieser Reise das wir so was wie Glück hatten. Verärgert und entnervt steigen sämtliche Insassen also ans Tageslicht und Fachsimpeln darüber was Ernesto (der Bus) fehlen könnte. Kurze Zusammenfassung für alle mit etwas eingeschrängtem Auffassungsvermögen: Man steht nun neben einer 2 Spurigen Autobahn mit sehr stockendem Verkehr, die Sonne ist erbarmungslos und neben einem nichts als Felder, Felder, Felder. Eine widerliche Situation. Man hat sich schon fast damit abgefunden und ist bereit auf die Aasgeier zu warten. Aber eben nur fast und so schleppen wir uns mit ca. 30 kmh und Warnblinker über die eh schon verstopfte Strasse bis zum nächsten Raschdplatz. Aber viel weiter bringt einen das nun auch nicht. Ganz klarer Fall: Keiner von uns hat auch nur die geringste Ahnung von Motoren bzw. deren „Wiederheilemachung“. Ein Fachmann muss also her. Und was liegt da näher als „Die gelben Engel“ zu verpflichten? Natürlich nichts. Dank Verona Feldbusch weiß man ja auch die Nummer von der Auskunft auswendig und die Ische am Telefon gibt uns die Nummer die wir suchen. Kurz darauf führt man auch schon ein nettes Pläuschchen mit einer charmanten ADAC-Tante. Sie zwängt uns eine Mitgliedschaft auf und nach einigem Datenhinundher und dem üblichen Firlefanz wird uns mitgeteilt, dass wir uns in ungefähr einer Stunde über einen kompetenten Mitarbeiter freuen können. Na, ist doch super gelaufen, man schöpft wieder Hoffnung und glaubt immer noch daran dass wir in dieser Nacht noch in Behnkenhagen eintreffen werden. Das blöde am Autofahren ist aber immer noch der niedrig zuhaltende Alkoholspiegel und so ist die aufkommende Langweile kaum zu unterdrücken. Das Highlight (wenn auch ein unangenehmes) auf diesem Parkplatz war eine fette alte Spanierin die es sich nicht nehmen lies sich wenige Meter neben Ernesto im Gras zu erleichtern. Wir mussten hilflos mit ansehen wie ein gigantischer weißer feinripp Schlübber nach unten gezogen wurde. Das sie von 4 Augenpaaren panisch beobachte wurde störte sie nicht im geringsten und wie bei allen Dingen die nicht besonders appetitlich sind wurden wir von einer Inneren Macht angetrieben weiter hinzuguggen. Aber lassen wir das. Den Rest der Zeit verbrachte man mit Essenaufessen und der Untersuchung des feuchten Toilettenpapiers (Übrigens: derjenige der es entwendet hat bekommt hier die Chance sich zu Entschuldigen!!) Nach einer knappen Stunde trifft unser Persönlicher gelber Engel dann auch schon ein. Er legt allerdings ein recht unengelhaftes Verhalten an den Tag, will sagen er ist nicht besonders nett. Nachdem wir unsern gesammten Rödel aus dem Kofferraum geräumt haben untersucht der Herr Ernestos bestes Stück. Er schaltet auf der linken Seite nicht mehr. Hmm ja, ärgerlich, un nu? Werkstatt. Also tuckern wir wieder mit Warnblinker über die Strasse, immer hinter unserem kompetentem Engel her. Irgendwann öffnet sich ein putziger kleiner Feldweg der leider nur rückwärts zu befahren ist. Nach ein paar mal linksrechtsgradeausumdiekurve kommen wir beim Onkel Doktor an. Unser ADAC-Kollege macht sich glücklicherweise kurz darauf aus dem Staub. Die Kameraden in der Werkstatt sind zwar echt nett aber als man 2 Stunden und 50 Euro später weiter fährt, merkt man ziemlich schnell das die Karre doch noch nicht so geheilt ist wie angenommen. Also wieder die Geschichte mit dem Warnblinker (immerhin gibt es mittlerweile einen neumodischen Seitenstreifen) und huschhusch auf die nächste Parkgelegenheit. Ein kurzes Telefonat mit unsern neuen Kumpels vom ADAC und keine 20 Minuten später steht schon der nächste gelbe Fuzzi auf der Matte. Aber wie schon erwartet kann er uns auch nur auf eine weitere Werkstatt aufmerksam machen. Wenigstens war er netter als sein Vorgänger. Das ändert natürlich auch nichts an der Situation und so bleibt uns nichts anderes übrig als unserem neuen Hobby, dem„mitwarnblinkeraufdemseitenstreifenbiszurnächstenortschaftfahren“ nachzugehen. So trifft man auf „Ahlsfeld“. Wie auf der Rückfahrt festgestellt wird handelt es sich bei Ahlsfeld um das Idyllischste Kaff in ganz Deutschland. So wahnsinnig viel Idylle hat noch niemand von uns je gesehen und möchte sie eigentlich auch nie wieder sehen. Aber dazu später. Momentan geht uns die Idylle am Arsch vorbei und alles was wir wollen ist diese verhurte Werkstatt zu finden. So krabbelt Ernesto mit 20kmh 1mal, 2mal, 3mal durch Ahlsfeld bis uns ein umsichtiger Tankstellenangestellter endlich den richtigen Weg erklärt.

Aber als man mit letzter Kraft dort ankommt: Juhu, welche Überraschung, die Pechsträne geht weiter, selbstverständlich hat der Laden schon zu. Tja. Hoffnungslose Verzweiflung breitet sich unter den Opfern aus. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hätte man die Beammaschine so dringend gebraucht wie da. Aber da das Ding so sperrig ist, hat niemand daran gedacht eine einzupacken. Also gibt es nur 3 Möglichkeiten aus Idyllenfeld wieder heraus zu kommen: 1. Man ruft bei seinem privatem Hubschrauberdienst an und ordert einen Hubi, 2. Man leiht sich einen Mietwagen und fährt selbst oder 3. Man fährt mit dem Zug weiter. Da aus persönlichen Gründen Punkt 1 und 2 nicht vollstreckbar waren blieb uns nichts anderes übrig als uns wieder zum gemeinem Zugfahrvolk zu gesellen. Ernesto musste nun also noch mal seinen letzten Lebenswillen zusammenraffen und uns zum Bahnhof befördern. Bei dem Glück das sich bereits in der Reisegruppe Karlsruhe breit gemacht hatte fuhr der letzte Zug mit einer halbwegs plausiblen Verbindung ohne uns los und man musste mit dem nächstbesten erst mal zurück nach Giessen. Unterwegs trifft man wieder auf „Mücke“. Nach eingehenden Untersuchungen wird festgestellt, dass Mücke der Übergang von Aldi Süd zu Aldi Nord ist. Da die Bevölkerung aus Mücke sich nun nicht entscheiden kann wo sie dazu gehören möchte kauft sie mal da und mal da ein. Dieses Fehlverhalten beschwört den Hass der sonst so gefestigten Aldi Süd bzw. Aldi Nord Konsumenten. So führt es zu einer starken Ausgrenzung gegenüber Mückeangehörigen. Mit dieser Verachtung kann natürlich kein Mensch auf die Dauer leben und so ist Mücke eingehüllt in einen Nebel aus trauriger Frustration. Vermutlich sind alle Leute in Mücke komisch.Tatsache ist das wir nur noch dummes Zeug brabbeln seit wir durch Mücke gefahren sind. Aber man ist immerhin einen Schritt weiter. Wenn auch nach hinten. Und wer wird den bei soviel Pech noch über eine Frittenbude die genau vor unseren Augen schließt oder eine todunfreundlichen Klomann der uns für 25 cent nur einmal pissen lässt nörgeln? Der Giessener Hauptbahnhof ist doch auch so ein Augenschmaus, da Verzichtet man gern auf diese kleinen Annehmlichkeiten. Außerdem gibt es dort so viele lustige Vögel die alles zuscheißen wie sonst nirgendwo. Und nach einer schlappen Stunde kommt auch schon der nächste Zug. Es ist jetzt ungefähr Mitternacht, also diese Uhrzeit zu der man ursprünglich die Ankunft ins Paradies geplant hatte.

Der nächste Halt ist Göttingen, wo man es sich für die nächsten 4 Stunden neben donnernden Güterzügen auf dem Gleis bequem macht. Komisch, in Göttingen ist gar nix schief gelaufen, außer das man wirklich bei jedem Güterzug wieder aufgewacht ist. Um halb 5 kam dann der nächste Zug den man sich vorher für die lange Reise auserkoren hatte. Blieb da nur dieses Klitzekleine Problem mit den Ländertickets, bei denen sich die Deutsche Bahn folgende Schikane ausgedacht hatte: zwischen 4 und 9 gelten sie nicht. Naja, die 4 einhalb Stunden, fällt bestimmt keinem auf und falls doch, Zitat eines Mitreisenden: ...dann machen wir halt ein nettes Gesicht. Ist ja auch nicht so dass das noch nie Geklappt hätte, oder doch nicht? Also steigt man voller Hoffnung in den Zug und natürlich ist keine 30 Sekunden später der Unfreundlichste Schaffner den die Bahn zur Verfügung hat (und da gibt’s ja so einige) zur Stelle. Richtig wir haben noch kein Ticket. Also lässt er seinen gesammelten Zorn in voller Lautstärke raus. Und das um 4 Uhr morgens, wo der Menschliche Gehörgang eh schon besonders empfindlich ist. Vermutlich ist seine Alte lesbisch geworden.

Oder mit einem Jüngern durchgebrannt. Wenn man das so sieht kann man eigentlich gar nicht mehr so böse auf ihn sein. Möglicherweise wurde auch erst vor kurzen sein rechter Sack krankheitsbedingt entfernt. Wir werden es wohl nie erfahren. Auf jeden Fall musste man sich bei der nächsten Haltestelle von den liebgewonnenen Bahnpolstern verabschieden und wieder raus an die frische Luft. „Um 9 Uhr 28 könnt ihr weiterfahren“. Dankeschön. Läppische 5 Stunden warten, ist doch kein Ding. Also steht man nun auf diesem Bahnhof der etwa die Größe einer Straßenbahnhaltestelle hat und da ist es: Das Ortsschild. „Salzderhelden“. Bisher war ja Mücke der Topfavorit, aber Salzderhelden übertrifft das natürlich bei weitem. Nachdem die anfängliche Euphorie über den dämlichsten aller Ortsnamen etwas verflogen ist geht man dazu über es sich für ein Nickerchen auf dem Boden bequem zu machen. Auch hier trifft man wieder auf alte Bekannte, die Güterzüge. Die Dinger sind wirklich schlafraubend. Noch schlafraubender ist allerdings die Durchsage die uns um kurz nach 7 aus dem Reich der Träume reißt. Wie aus dem Nichts hallte eine Stimme über unsre hübschen Köpfe hinweg (Moment, hinweg klingt arg schwul, oder?)... Auf jeden Fall macht uns diese Stimme klar, das wir unsere Ärsche vom Boden bewegen müssen. Zu Tode erschreckt und verärgert über die Ruhestörung springt man auf und sieht sich nach dem Verursacher um. Da niemand zu sehen ist und sich auf dem Salzderheldener Bahnhof auch nichts tut, lässt man sich wieder auf seinem Nachtlager nieder. Aber, oh Schreck, eine neue Aufregende Durchsage stört unser tun. „Auf Gleis 4 bitte aufstehen, ihr könnt da nicht liegen bleiben, es kommt gleich Publikumsverkehr...“ Publikumsverkehr! Ruft einen Arzt, das Unwort des Jahres ist gerade auf die Welt gekommen! Was zur Hölle ist Publikumsverkehr? Man ist natürlich äußerst verdutzt über die Wortwahl in Salzderhelden. Aber meine im Nachhinein durchgeführten Untersuchungen im Duden (keine Angst, nicht mein Eigener) haben herausgestellt das es das Wort tatsächlich gibt. Wer kommt eigentlich auf son Scheiß? Das ist genauso wie mit bescheuerten Namen (Salzderhelden ist da wohl das naheliegensde Beispiel.) Aber auch an lebenden Menschen wurden da schon größere Verbrechen ausgeübt. Gerade vor ein paar Tagen erst sah ich eine Oma die mit ihren Enkeln „Franz-Ferdinant“ und „Leopold“ Minigolfspielen war. Solche Eltern gehören doch erschossen. Aus Leopold kann man wenigstens noch Leo machen aber Franz-Ferdinant ist ein glattes Todesurteil. Canabis ist Illegal aber solche Menschen laufen frei herum. Vor Franz-Ferdinant liegen viele Jahre des aggresivmobbings und wenn er keinen Starken Charakter hat (und wie auch bei dem Namen) wird er daran kaputt gehen. Eine Schande ist das. Aber zurück zum Publikumsverkehr. Es dauerte noch eine gute dreiviertel Stunde bis der erst Publikumsverkehr überhaupt mal eintraf.

So vegetierte man friedlich bis halb 9 auf dem Drecksbahnhof vor sich hin. Um halb 9 kam der nächste Zug der nutzbar gewesen wäre. Ja und wegen dem Gedöns mit den Ländertickets, also die halbe Stunde wird ja wohl gehen, nettes Gesicht und so (haha). Außerdem kommt der Bahnmensch ja vielleicht erst später zu uns. Dachte man. Aber hier kam die Pechsträne quasi zu ihrem Höhepunkt. So ein Zug ist so ungefähr, hm, sagen wir mal Hunderfuffzig Meter lang. Dieser Zug hielt so, dass der Schaffner exakt an der Stelle ausstieg an der wir gerade einsteigen wollten. Und was musste jetzt noch kommen? Genau, es war der selbe Depp der uns 4 Stunden vorher in Salzderhelden ausgesetzt hatte. Der mit wahrscheinlich nur einem Ei. Unfreundlich wie eh und je teilte er uns mit, dass wir seinen Zug nicht betreten dürften. Unfassbar viel Pech auf einmal. Also sitzt man nach diesem Pechorgasmus noch mal eine geschlagene Stunde auf dem mittlerweile heimischen Bahngleis und zweifelt an Gottes Existenz. (Aber seit wir auf dem Force Attack die Jesus Skins gesehen haben sind diese Zweifel selbstverständlich wie weggeblasen.) Nach dieser attraktionslosen Stunde kommt endlich der langersehnte 9Uhr28Zug (beinahe wäre man ja versehentlich schon in den um 9Uhr23 eingestiegen.) Ein tolles Gefühl. Auf diesem Reiseabschnitt trifft man endlich mal auf einen jungen dynamischen Schaffner, mit güldenem Haar, der noch Spaß an der Arbeit hat. Nicht so stinkig wie der Eineiige. Er erkundigt sich nach dem Ziel unserer Reise, da er schon mehrere „bunte“ gesehen haben will. Als würde die restlich Menschheit nur schwarz-weis tragen. Ja, wir fahren in den Osten. Oh, in den Osten oder in den richtigen Osten? Und schon plaudert er munter aus dem Nähkastchen. Denn im Osten gibt’s ja billige Zigaretten die man schmuggeln kann. Super, ist momentan aber nicht relevant. Und billige Mädels. Wie bitte? Danke, das ist mehr Information als man sich von einem fremden Bahnangestellten wünschen würde. Hinter seinem Studentenhaften Aussehen verbarg sich also ein Skrupellloser Ficker! Ich hoffe doch dass er nicht ernsthaft auf eine Reaktion wie „Oh großartig, da fahrn wir hin“ gewartet hat.

Man trifft schon seltsame Leute. Die folgende Zeit war recht Unspektakulär. Schlafen, umsteigen, schlafen. Kurz vor Uelzen trifft man endlich mal auf Leidensgenossen. Und überhaupt Uelzen. Klingt irgendwie wien Keks. Aber der Bahnhof war der Wahnsinn. Ein Architektonisches Meisterwerk. Kein Japaner würde diesem Motiv wiederstehen können. Von Uelzen aus geht’s dann nach Hamburg. Na endlich mal ne richtige Stadt mit richtiger Zivilisation. Wunderbar. Womöglich gibt’s dort auch richtige Supermärkte?! Selbstverständlich und so deckt man sich erst mal literweise mit Korn und Eistee ein und macht es sich mit der Hamburger Gesellschaft vor dem Bahnhof gemütlich. Nach einer Stunde kommt der Zug der uns endlich nach Rostock bringen soll. Unglaublich. Wer hätte gedacht, dass wir soweit kommen. Ich jedenfalls nicht. Mittlerweile sind wir so auf zwischen 30 und 50 Leute angewachsen. So genau kann man das nicht mehr sagen, da der Verzehr ebengekaufter Genussmittel einem zu dieser fortgeschrittener Tageszeit schon ziemlich das Hirn benebelt hat. Aber das ist ja auch Sinn der Sache. Der Schaffner versucht uns mitzuteilen, dass wir auch rauchen „dürfen“, wenn wir nur nicht randalieren würden. Danke, aber diese kleine Annehmlichkeit hätte sich der gemeine Punker auch von selbst herausgenommen. Irgendwelche Rotzlöffel die den gleichen Weg vor uns gingen haben der Deutschen Bahn wohl ziemlich viel Schaden zugefügt. Ohhh. Nach 2 endlichmal lustigen Stunden erreicht man Rostock. Dort donnert die Meute über den Bahnhof, denn der Zug hält nur kurz. Nur noch eine kaum zu erwähnend kurze Fahrt und schon ist man in, ja wie heißts denn, angekommen. Dieses Ding, mit dem Bahnhof, kurz vor Behnkenhagen. Also alle die dort waren werden wissen was gemeint ist, den Rest interessierts eh nicht. Super, jetzt nur noch die 7 Kilometer und man kann sich sogar noch über Loikämie freuen. Aber abwarten, bekanntlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben und manche Sachen scheinen zum greifen Nahe zu sein und sind es nicht. Man sitzt nun in diesem Kaff und wartet mit unzähligen anderen Reisegeplagten und Besoffenen auf die Shuttlebusse die hinundherfahren. Eigentlich. Aber, hey, da sind die mit soviel Pech. Und so gibt’s irgendwo einen Unfall, der das zügige hinundherfahren verhindert. Ab und zu kommt mal einer vorbei, aber dann ist natürlich grad die hälfte von uns pissen, oder 20 Festivalwütige haben sich vor uns auf ihn gestürzt.

Nach 2 Stunden warten (lächerlich, da ist man mittlerweile doch schon ganz andere Wartezeiten gewohnt) sind wir ausnahmsweise mal schneller und können anderen Leuten ihr eigens bestelltes Taxi wegschnappen. Ein wunderbares Gefühl. Wenige Minuten Fahrt und, unglaublich, man hat es geschafft. Das einzige was einen jetzt noch vom betreten des Geländes abhalten kann wäre eine Invasion durch Mordlustige Aliens oder eine plötzlich explodierende Atombombe die ein Festivalgegner unter der Hauptbühne platziert hätte.

Aber scheinbar scheint unsere Pechsträne endlich zu Ende zu sein, denn nichts dergleichen (schon wieder so ein Wort...) passiert. So wird Geld gegen schmuckes rotes Armband getauscht, ein fremdes halbwegs vertrauenswürdiges Zelt zum zwischenlagerns des mitgeführten Krempels ausgewählt und auf dahin wo die Mucke spielt. Und was soll ich sagen, nach über 30 Stunden Reise sind wir pünktlich NACH Loikämie vor Ort und Stelle. Das war jetzt aber wirklich das Ende vom Pech. Außerdem ist man eh schon viel zu gut bei der Sache um sich jetzt noch aufzuregen. Immerhin sind wir lebend angkommen, und das ist mehr als mancher erwartet hatte!


Die Rückfahrt

Da es sich nur um einen Reisebericht handelt werden sämtliche Leser mit den Ereignissen der letzten 3 Tage verschont. Wahrscheinlich auch besser so, außerdem wäre es schwer geworden alles aus dem durch gigantische Mengen an Rauschmitteln zerfurchtem Hirn herauszuholen. Tatsache ist, das die Zweifellos geilste Party der Welt hinter einem liegt und man schnell aufgehört hat, die unkorrekten Umstände der Hinfahrt zu verurteilen. Dafür hat es sich echt gelohnt. Auch ohne Loikämie. (Außerdem sind wir echt knackig braun geworden. Erst 2 Tage später wird man feststellen, dass mindestens die hälfte der bräune plötzlich in der Dusche /Badewanne hängen wird.)

Also, ganzfrüh am Montagmorgen (unmenschlich) muss man sich aus dem Zelten quälen, da ihre Besitzer demnächst gemütlich mit dem Zug zurück nach Karlsruhe fahren werden. Erst da wird einem wieder die eigene wenig vertrauenerweckende Situation bewusst. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir nicht mal mehr genau wie das Kaff heißt indem Ernesto alleine campt. Aber immer mit der Ruhe. Erstmal lässt man sich noch ein letztes Mal auf dem mittlerweile zur Hölle stinkenden Innengelände nieder und isst ein letztes Käsesandwich. Dann beobachtet man interessiert einen Typen der mit ehemals weißen Tennissocken durch die Gegend läuft. Plötzlich geht er auf ein Klohäuschen. Unglaublich, da quillt die Scheiße schon bis auf den Boden und der geht da sockig rein. Man ist entsetzt. Vielleicht hat er gar nicht gemerkt das seine Schuhe fehlen. Trottel.

Nach noch ungefähr ein zwei Stunden warten, rumsitzen, in die Sonne schauen, ins Feld Scheißer fotografieren etc. geht unsere nächste Reise dann auch los. Freundlicherweiße nimmt Cris uns mit (Danke noch mal). So sitzen wir unendlich viele Stunden zusammengequetscht da und müssen uns von Cris und Tilo den 2 Nörgeltanten anhören wie dumm wir sind, weil wir Ernestos Problem nicht selbst in den Griff bekommen haben. (Aber auch ein bestimmter VW-Buswxperte konnte den Schaden übrigens nicht finden, gell) Aber man ist ja einiges gewohnt. Gegen Abend erreicht man Ahlsfeld. Ernesto steht zum Glück noch da. Er hätte ja auch abgeschleppt werden können. Wäre wohl keine große Überraschung gewesen. .

Mit der üblichen krankenernestogeschwindigkeit fährt man zurück zu der Werkstatt die man vor 4 Tagen ausfindig gemacht hatte. Diesmal ist es schon sehr schlimm, denn wir müssen Ernesto zu dritt die Einfahrt hochschieben (Zitat des Fahrers: Ich glaub ihr müsst schieben...Kein Witz, man, schiiiiebt.) Wie nicht anders zu erwarten hat die Werkstatt schon zu. Juhu, eine Nacht in Ahlsfeld. Darauf hat man doch schon das ganze Wochenende gewartet. Nach kurzer Strapazenerholung macht man sich auf den Weg um tiefer in Ahlsfeld vorzudringen. Auf der Hinfahrt hat man schon festgestellt wo die Alkoholiker sich treffen und das coole Jugendliche sich auf einem Hausdach zusammentun. Soweitsogut. Um auch sicher zugehen, dass man sich nicht verläuft, kennzeichnet man den Weg mit leeren Jägermaischderfläschchen. So wie bei Hänsel und Gretel.

Also läuft man ersteinmal Ziellos durch die Gegend bis man ein Schild eines Amerikanischen Fastfoodrestaurants sieht. Super, das bedeutet auch Klos mit Klobrille und Waschbecken. Aber bevor man zu Kalorienreicher Nahrung und einem 2 Kilometer langem Fußmarsch gezwungen wird finden wir ein Kino. Toll, was es hier alles gibt. Enttäuschenderweise hat die letzte Vorstellung schon angefangen. Aber man darf das Klo benutzen.

Und nachdem wir ihr unsere Leidensgeschichte erzählt haben lässt uns die Tante, die gleichzeitig Kartenabreißer und(!) Popcornverkäufer in einem ist noch für Umme in den restlichen Film. Nicht ohne uns vorher auf die psychischen Gruselschocker hinzuweisen. Man kauft sich noch ein gutes Ahlsfelder Bier und macht es sich in einem Verhältnismäßig riesigem Kinogucksaal gemütlich (Von außen sah der Laden winzig aus.) Ein packender Thriller über Menschen die sich aus einem uns vorenthaltendem Grund in einer Stadt aus Puppen (Schaufensterpuppen, nicht solche wo „Mama“ sagen und Pipi machen können) befanden töteten sich gegenseitig. Ganz großes Kino. Immerhin wurde einem so erspart sich aus Langweile um halb 9 ins Bett bzw. in Ernesto zu legen. Nach dem Filmchen grübelt man über die weitere Abendgestaltung nach. Gefangen in der Einöde sind die Möglichkeiten da natürlich sehr begrenzt. Um genau zu sein reichen sie nicht über Essensresteausdembusaufessen hinaus. Einmal beehrt uns noch ein Sicherheitsmann mit seiner Anwesenheit, aber das wars auch schon.

Am nächsten Morgen weißt man Ernesto ein und hofft auf sofortige Genesung. Angetrieben von Hunger und endloser Langweile machen wir uns nun auf den Weg in die Innenstadt von unserer neuen Ferienhochburg. Dabei fällt auf, das in Ahlsfeld ausschließlich Ärzte wohnen. Ein dr.med reiht sich an den nächsten. Jede Frau hat hier ihren eigenen Frauenarzt undundund. Als zweitöftes gibt es Bestattungsunternehmen. Die Leute hier sind vermutlich alle alt und krank. Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass das bis jetzt alles noch nicht besonders Idyllisch ist. Kommt noch. Und zwar ab dem Augenblick als wir gezwungen waren die Altstadt zu betreten. Uiiii. Außerordentlich viel Idylle. Ein schnuckeliges putziges kleines Fachwerkhäuschen neben dem anderen. Wirklich überwältigend. Niedliche kleine Cafes neben hübschen kleinen Marktständen. Und alle Leute sind sehr nett zueinander. Sie unterhalten sich mitten auf der Straße über ihre Kinder oder ihre Wäsche. Es sind genau die Sorte von Menschen die zuhaus nur 3 Fernsehprogramme haben und Sonntags in die Kirche gehen. Und natürlich haben sie eine ausgewachsene Sammlung Hummelfiguren. Das pure Grauen. Zweifellos sind Hummelfiguren das schlimmste was es gibt. Wer sich einmal die Psychopathen auf QVC angeschaut hat die versuchen diesen Müll unters Volk zu bringen, weiß wovon hier die Rede ist. Aber zum Glück kauft sie außer euren Omas und guten Ahlsfelder Bürgern niemand.

Also, nachdem man nun den Kulturshock überwunden hat, hält man nach einem geeignetem Nahrungsaufnahmeörtchen ausschau. Die Döners öffnen in Ahlsfeld leider erst sehr spät. Fündig wurde man trotzdem schließlich in Form einer mikroskopischkleinen Pizzabude, fast schon eine Pizzaschachtel. Aber Wurschd, Hauptsache was zu essen. Man ist froh nicht mehr dieses bohrende ungute Gefühl in der Magengegend zu haben und mit Bier, Bild und Bravo ausgerüstet pilgert man zurück zu Ernesto (der, wie wir hoffen schon fertig ist). Aber welche Überraschung, die Knilche aus der Werkstatt haben noch nicht mal angefangen. Toll, am besten bleiben wir noch eine Nacht hier. Oder am besten für immer. (Ahlsfeld hat nämlich auch, wie bisher ganz außer Acht gelassen wurde, einen „tollen Nachtclub“) Immerhin hat man ja aus weißer Voraussicht spannende Lektüren herbeigetragen. Also sitzt man da und liest, geht aufs Klo oder langweilt sich zu Tode. Irgendwann kommt der Boss himself auf uns zu und teilt uns mit dass Ernesto sterbens krank ist und die OP vermutlich mehrere tausend Eus löhnen würde. Klapp,klapp,klapp,klapp. Ahhhhhso. Vier Kinnladen geben der Erdanziehungskraft nach. Ganz nebenbei würde der Spaß mindestens eine Woche dauern. Ja. Mit dieser bescheiden/beschissenen Aussage verzieht sich der gute Mann wieder und lässt uns mit unserm Schmerz allein. Dann doch lieber Hummelfiguren. Man überlegt nun in welchem See man Ernesto am besten verschwinden lassen soll und wie man je wieder aus Hummelsheim raus kommt. Aber noch bevor man sich auf ein Gewässer einigen kann (Binnengewässer oder doch lieber Stausee) kommt Big Boss wieder herangeeilt und überbringt uns die frohe Botschaft, dass man Ernesto jetzt behandeln wird und es vielleicht doch nur was harmloses ist. Und vor allem legérer im Preis. Halleluja. Die Erlösung ist nah. Ernesto der Held wird sogar hochgehoben. Wie ein kleiner Trabbi. Das Ganze zieht sich wieder mal tierisch in die Länge. Man ist dazu übergegangen sich im Ausstellungsraum von dem Schuppen niederzulassen (Standortwechsel sind in so einer Situation sehr wichtig). Eine zum Himmel stinkende Ungerechtigkeit ist das es am Kindertisch Holzstifte und anderen spannende Krimskram gibt und an dem Tisch für normalgroße Leute (zu denen wir uns eingestuft haben) nur Autobild. Das ist die sterbenslangweiligste Zeitschrift der Republik. Nicht mal eine „Gala“ oder „Echo der Frau“. Jetzt nicht falsch verstehen, selbstverständlich liest man so was im Privatleben nicht aber in Notsituationen, wenn man zum Beispiel seine Oma oder seinen Arzt besucht greift man doch gerne drauf zurück (immerhin wurde ich so erst kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass die Tante aus Monaco schon 2 mal einen Freund hatte, der Jean hieß. Eine Tatsache die sonst nie ans Licht gekommen wäre.) Nach endlosem warten ohne anständiges Unterhaltungsprogramm kann man ein vertrautes Geräusch aus der Werkstatt vernehmen. Es geht in etwa so: wrrrrrrrrrruuuuuuuuuhhhhhhhhmmmmmmmmmmmm und passiert wenn man sehr viel Gas gibt. Ungefähr wie ein sich auf der Brunst befindender röhrender Elch. Super, immerhin ein Lebenszeichen. So röhrt Ernesto ewig vor sich hin (Jungs, das Benzin!) und irgendwann, man glaubt es kaum, hört er auf die andern Autos anzubaggern und fährt tatsächlich. Er fährt. Es ist eigentlich nicht schlimm gewesen. Vermutlich hat sich der Autohausfritze einen kleinen Scherz erlaubt. Und wir sind doch glatt drauf reingefallen. Höhöhö. Soviel Tumult um nichts. Aber endlich, endlich kann man sich aus diesem Mistkaff verziehn. Ein Unglaubliches Gefühl. Der Rest ist eigentlich nicht mehr erwähnenswert. Außer dass man an einer Tanke halten musste weil ein Insasse austreten musste. Und wie hieß das Drecksding? Ahlsberg! Das kostete wieder einige schlimme Erinnerungen. Das wars aber auch schon. Zu den Klängen der Dimple Minds oder irgendnem anderen Zeuch fuhr man friedlich in den Sonnuntergang. Und nach 32.5 Stunden betörender Heimreise erreicht man sein eigenes Kaff. Und wenn sie nicht gestorben sind....

Also, zusammenzufassnd hat höchstwahrscheinlich kein Depp auf dem Festival so lange gebraucht wie wir, aber hey, immerhin warn wir da. Außerdem wissen wir jetzt wo wir Garantiert niemals leben wollen, dass es Mücke gibt, dass die gelben Ärsche uns überhaupt nicht geholfen haben (ihre Nummer wahr übrigens 6 mal die 2, für alle die gerne angeben) und natürlich dass es im Osten billige Mädels gibt!