Kommunistischer Widerstand im 3. Reich 8
Der hierarchische Aufbau der KPD, der auch noch in den ersten Monaten der Illegalität beibehalten wurde, machte die Strukturen für die Gestapo allerdings leicht durchschaubar und erlaubte es ihr, ganze Parteiorganisationen aufzurollen. Hinzu kam das Spitzel- und V-Leute-System [10] . Anfang Juni 1933 waren von 22 Bezirksleitungen allein 17 verhaftet worden. Die Leiter der militärpolitischen Abteilungen der Bezirke Wasserkante (Hamburg) Friedrich Lux, Ostpreußen (Königsberg) Ernst Jordan und Bayern-Süd (München) Alfred Fruth starben in den Folterkellern der SA oder wurden auf offener Straße erschlagen. Besonders bedrückend waren regionale Massenfestnahmen von Spitzenfunktionären in Ostpreußen, Pommern, Berlin und Brandenburg, die u. a. auch von dem Verrat ehemals leitender Bezirksfunktionäre wie Werner Krauss, und Helmut (August) Laß herrührten [11] . Dies führte zur Lähmung der unteren Organisationsebene, aber noch besaß die KPD viele Anhänger, die nicht vor der NSDAP kapitulieren wollten. Nach dem Schock, den die kampflose Niederlage ausgelöst hatte, bildeten sich in zahlreichen Orten schnell illegale Widerstandsgruppen und es gelang den Kommunisten relativ rasch, wieder eine zentrale Leitung mit Verbindung zu den Bezirken aufzubauen. Dies war weitgehend eine unmittelbare Fortführung der Organisationsstruktur aus der Weimarer Zeit auf Betriebsebene. So übernahm z. B. Lambert Horn, einst Polleiter (d. h. Politischer Leiter) des Bezirks Niederrhein, den Bezirk Berlin-Brandenburg, Erich Glückauf, Chefredakteur der „Freiheit“, wurde Nachfolger Horns in Düsseldorf [12] .
Die Wirklichkeit des Widerstandes war profan. Einerseits ging es darum, die durch Verhaftungen aufgerissenen Lücken zu schließen, ohne ein zu großes Risiko einzugehen. Andererseits galt es, unter welchen Umständen auch immer, das Gesicht der Partei („Die KPD lebt“) zu zeigen. Der Kampf gegen die Nationalsozialisten wurde mit Flugblättern und Kleinzeitungen, Streuzetteln und Broschüren geführt, die zunächst heimlich in Deutschland hergestellt, dann in zunehmendem Maße im Ausland gedruckt und unter großen Gefahren eingeschmuggelt und verteilt wurden [13] . Die Kommunisten erhofften sich davon zweifache Wirkung: Zum einen sollte die kommunistische Sicht auf die politische Situation geschildert und das Selbstbewusstsein in den eigenen Reihen gestärkt werden, zum anderen sollten mit Informationen etwa über die Verbrechen in den Konzentrationslagern den Deutschen die Augen geöffnet und sie für den kommunistischen Widerstand gewonnen werden [14] .
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