Kommunistischer Widerstand im 3. Reich 19

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Nach diesen misslungenen Reorganisationsversuchen zwischen 1939 und 1941 kam es nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 zur Bildung neuer kommunistischer Widerstandsgruppen. Unter Wilhelm Knöchel wurde zwischen 1941 und 1943 erneut der Aufbau einer Inlandsleitung in Angriff genommen. Knöchel, der auch an der „Berner Konferenz“ teilnahm und dort in das ZK kooptiert wurde, agierte infolge des Hitler-Stalin-Paktes und der Auflösung aller Abschnittsleitungen als Beauftragter der KPD für die Niederlande, Belgien und die Schweiz. Im Januar 1942 reiste er illegal über das Ruhrgebiet nach Berlin und bemühte sich, eine operative Leitung der KPD aufzubauen. Knöchel hatte, wenn auch eingeschränkt, Verbindungen zum ZK in Moskau, stand aber dessen Direktiven immer kritischer und zuletzt ablehnend gegenüber. An seine Lebensgefährtin Cilly Hansmann, die für ihn Kurierdienste leistete, schrieb er: „Sitzen die in Moskau auf dem Mond?“ [44] Am 30. Januar 1943 wurde Knöchel in Berlin festgenommen. Der Gestapo war damit ein entscheidender Schlag gegen den kommunistischen Widerstand gelungen. Der Gruppe um Knöchel war es nach einem Beschluss der KPD-Führung vom Ende 1939 als einziger gelungen, aus der Emigration zurückzukehren und in Deutschland ein Widerstandszentrum, gewissermaßen eine „Reichsleitung“ unter Anleitung des ZKs in Moskau, zu organisieren [45] . Wilhelm Knöchel wurde am 12. Juni 1944 zum Tode verurteilt und am 24. Juli 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet [46] . Auch die übrigen Mitglieder der Gruppe – Seng, Kaps, Alfred Kowalke und Wilhelm Beuttel – wurden hingerichtet. Der Fall Knöchel zeigt, dass die einzigen Funktionäre, die den Widerstandsgruppen im Krieg „Weisungen“ des ZK hätten überbringen sollen, dies gar nicht konnten. Die Aussagen von Knöchel, Seng, Wiatrek und anderen vor der Gestapo wurden in der SED-Geschichtsschreibung entweder verschwiegen oder als „Verrat“ betrachtet. Dem tatsächlichen Risiko und den Umständen des Widerstandes in der Kriegszeit in Deutschland kann diese pauschale Beurteilung jedoch nicht gerecht werden.

Der kommunistische Widerstand in Deutschland konnte während des Krieges nicht vom Ausland aus geleitet werden. Allerdings entstanden nur einige selbständige kommunistische Gruppen in Deutschland, die eine z. T. beachtliche Aktivität entfalteten. In diesem Zusammenhang zu nennen sind vor allem die Leipziger Gruppen um den ehemaligen KPD-Reichstagsabgeordneten Georg Schumann, Otto Engert und Kurt Kresse, die Gruppe um William Zipperer, Arthur Hoffmann und Karl Jungbluth sowie die Gruppe um Rudolf Hardtmann, Karl Plesse, Kurt Roßberg und Alfred Schellenberger. Obwohl sie unterschiedliche programmatische Positionen verfolgten – die einen strebten eine sozialistische deutsche Republik an, die anderen die parlamentarische Demokratie unter Einbeziehung aller Antifaschisten – und es nicht an persönlichen Konflikten mangelte, konnten in 15 Leipziger Betrieben kleine Zellen aufgebaut werden. Der Schwerpunkt ihrer Widerstandsaktivitäten lag in den Betrieben und vor allem in der Unterstützung von Zwangsarbeitern. In Leipzig kam es zu einer größeren organisatorischen Zusammenarbeit zwischen deutschen Kommunisten und sowjetischen Zwangsarbeitern im Internationalen Antifaschistischen Komitee. Mit Hilfe von V-Leuten, die von der Gestapo zur Zusammenarbeit genötigt wurden und keine weltanschaulichen Überläufer waren, rollte die Gestapo die Leipziger Organisation auf. Trotz der Verhaftung der Führung und von 100 Funktionären und brutalster Verhörmethoden konnte die Gruppe nie ganz ausgehoben werden. Viele Verbindungen blieben unentdeckt [47] .


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