Kommunistischer Widerstand im 3. Reich 14
Erst der VII. Kongress der Komintern vom 25. Juli bis 20. August 1935 und die Diskussionen in seinem Vorfeld führten nun auch zu einer realistischeren Einschätzung der tatsächlichen Lage durch die KPD. Die Komintern ging von der vorherrschenden „Sozialfaschismus“-These ab und zum Bündnisangebot an die Sozialdemokratie über. Das Ziel der Komintern war, die Arbeiterschaft neu zu formieren und mit der Taktik des „Trojanischen Pferdes“ verloren gegangenen Einfluss zurück zu gewinnen, um in den vom „Faschismus“ bedrohten oder bereits beherrschten Ländern diese Gefahr mit sozialdemokratischen und bürgerlich-demokratischen Bündnispartnern zu bannen. Damit konnte den Erfordernissen der sowjetischen Außenpolitik Rechnung getragen und die dringlichen Sicherheitsbedürfnisse der UdSSR mit dem nicht weniger dringlichen Bedürfnis nach einer antifaschistischen Einheitsfront verbunden werden.
Die Vorstellung vom „Trojanischen Pferd“ beinhaltete für die Kommunisten „in den Massen“ wirksam zu werden. Die Arbeit in den nationalsozialistischen Massenorganisationen bot einen Ansatzpunkt, um den Widerspruch zwischen den Versprechungen und deren Realisierung aufzudecken und so bessere Voraussetzungen für den Kampf gegen die NS-Diktatur zu schaffen. Die eingeleitete Kurskorrektur blieb widersprüchlich, nicht zuletzt deshalb, weil sich die Komintern auch weiterhin bedingungslos der sowjetischen Politik unterordnete. Die Neuorientierung erfolgte, ohne bestehende strategische Vorstellungen von der Weltrevolution zu verändern.
Nach dem VII. Weltkongress forderte die Kominternführung die KPD auf, ihre bisherige Politik gründlich und nüchtern zu analysieren und deren Schwachstellen zu benennen. Über das notwendige Ausmaß der Korrektur des politischen Kurses der KPD gab es sowohl innerhalb der Parteiführung, als auch unter den Delegierten aus dem Lande nach wie vor unterschiedliche Auffassungen. Zu den rund 50 Delegierten der Parteikonferenz (aus Tarnungsgründen „Brüsseler Konferenz“ genannt) gehörten Mitglieder des Politbüros und des Zentralkomitees, Vertreter illegaler Organisationen aus dem Land sowie Mitarbeiter des Politbüros. Die Parteikonferenz erklärte das Festhalten der KPD an der Kennzeichnung der Sozialdemokratie als „sozialfaschistisch“ nach der Errichtung der NS-Diktatur als falsch und die Politik gegenüber den linken Sozialdemokraten, die als die gefährlichsten Gegner der Einheitsfront charakterisiert und politisch bekämpft worden waren, als schweren sektiererischen Fehler. Kritisch werteten die Delegierten die Gegenüberstellung der Einheitsfront „von unten“ und der Einheitsfront „von oben“ als schematisch und unrealistisch.
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