Planet der Habenichtse

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Dieser Artikel ist ein Review zu Planet der Habenichtse


In diesem Buch geht es im Wesentlichen um zwei Planeten, auf denen zwei völlig verschiedene politische/gesellschaftliche Systeme existieren; ein anarchistisches und ein kapitalistisches. Nach der Niederschlagung eines Anarchistenaufstandes auf Urras vor 150 Jahren wurden die Revolutionäre auf den wüstenähnlichen Mond Anarres geschickt, wo sie in Ruhe ihr anarcho-syndikalistisches System aufbauen konnten. Es existieren keine Hierarchien, kein Geld, kein Besitz und keine traditionellen Familienstrukturen (für das alles gibt es in der eigens geschaffenen Sprache noch nicht einmal Wörter), alles wird geteilt und jeder kann nach seinen eigenen Interessen arbeiten und leben. Zur "Heimatwelt" bestehen nur streng reglementierte Handelsbeziehungen (Maschinen und Saatgut gegen die Edelmetallvorkommen auf Anarres). Tja, und da eine reine Gesellschaftsbeschreibung ja langweilig wäre (is ja schliesslich ein Roman), gibt es natürlich auch eine Hauptfigur, den Physiker Shevek. Der, von Kindheit an schon eher ein Einzelgänger (in einer Gesellschaft, für die die Gemeinschaft die Lebensgrundlage darstellt, schon eher ungewöhnlich), entwickelt sich bald zu einem herausragenden Physiker, dem auf seiner Welt intellektuell eigentlich niemand gewachsen ist. Sein Lehrer vom Naturwissenschaftssyndikat stellt daher für ihn den Kontakt zu Physikern auf Urras her, mit denen er Briefe auf wissenschaftlicher Ebene auszutauschen beginnt. Doch bald erkennt er, dass es auch in seiner Gesellschaft verdeckte Machtstrukturen gibt: ohne Zustimmung seines Lehrers, der gute Beziehungen zum PDK (Produktions - und Distributionskoordination, eigentlich ein Verwaltungssyndikat) hat, erhält er keine Möglichkeit, seine Texte zu veröffentlichen oder einen Lehrauftrag zu übernehmen. Schließlich kann er durchsetzen, nach Urras zu fliegen, in der Hoffnung, dort zu arbeiten, zu lehren und seine wissenschaftlichen Ergebnisse mit allen anderen zu teilen. Zwar ist er verwirrt von den für ihn fremdartigen Strukturen (mehrere, sich bekämpfende Staaten; Frauen, die offenbar "Besitz" von Männern sind; alles dreht sich nur um Macht und Geld), aber Shevek ist auch begeistert von dem Reichtum des Planeten, er sieht zum ersten mal in seinem Leben grüne Wiesen, Laubbäume und Tiere und wird von allen frundlich empfangen. Doch bald muss er erkennen, dass die dortige Regierung ihn nicht nur zum wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Austausch eingeladen hat, sondern ganz eigene Interessen mit ihm verfolgt. Das ganze Buch hindurch werden die beiden Welten durch die Kapitelaufteilung sich gegenübergestellt (also ein Kapitel spielt auf Anarres, das nächste auf Urras usw) und so das ganze Leben von Shevek erzählt. Zu erwähnen ist auch noch, dass der Roman in den 70ern geschrieben wurde, also mitten im kalten Krieg, was man an der Beschreibung von Urras ganz deutlich erkennen kann. Die zwei Weltmächte heissen hierr nur nicht USA und UDSSR, sondern A-Io und Thu, aber ansonsten sind die Ähnlichkeiten sicher nicht rein zufällig.

Fazit: Als "Einführung in den Anarchismis" sicher unterhaltsamer als Kropotkin, aber auch sonst lesenswert! Kategorie:ReviewsKategorie:Reviews zu Planet der Habenichtse