Pink+Floyd:+"Money" 2/2

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" Kacke. Was das bedeutete, kannte ich bereits aus dem Fernsehen. Eigentlich wollte ich Liechtenstein aus dem Spiel lassen, aber es war zu offensichtlich. Zwei glimmende Zigaretten, zwei Männer, vier Ordner im obersten Stock. "Stutzig werden? Wie meinen Sie das" fragte ich, dem Aktiva und Passiva nicht viel bedeuten. "Sie verdienen zu wenig" sagte der, der damit sein Geld verdient. Allmählich begann ich zu verstehen. Wenig ist immer schlecht. Und ganz wenig ist ganz schlecht, um nicht zu sagen: bedeutungslos. Für das Finanzamt war ich wahrscheinlich nur ein kleiner Fisch, dessen Wasserglas aus dem Ein-Euro-Shop stammt. Ich mußte mich wohl damit abfinden, daß keine Hundertschaft Sonderermittler mein Haus durchsucht, mich kein schönes Auto zu keinem Hochsicherheitstrakt fährt und kein Fernsehteam live überträgt. Meine Unternehmer-Ehre war höchst angekratzt. Ich erklärte dem Dude, daß ich von 200 Euro Taschengeld im Monat prima leben kann. "Können Sie nicht" sagte der Steuerberater. "Doch!" "Nein!" "Doch!" "Nein! Zumindest nicht statistisch gesehen." "Und dann wird das Finanzamt stutzig?" "Gut möglich." Was war das denn für eine kranke Scheiße? Ich sagte dem Dude, daß Mona und ich zusammen rund 130 Euro für Lebensmittel, Sanitärartikel und Glühbirnen verballern (und das nicht etwa in einem Jahr, sondern monatlich!), daß es uns demzufolge an nichts fehlt und wir sogar immer dicker werden bei dem ganzen Wohlstand. Neulich gab´s schon wieder frischen Fisch bei uns, von Köstlichkeiten ferner Länder wie zum Beispiel einer Mango ganz zu schweigen. Ab und zu bestellen wir sogar Essen vom Chinesen, geben dem schmächtigen Mann stets ein fürstliches Trinkgeld und halten mit unserer Noblesse wahrscheinlich seine ganze Familie am Kacken. Wer nur einmal richtig nachgucken würde, fände in unseren Mägen Reste von allen möglichen Kartoffel- und Nudelgerichten, bestimmt. Und wieviel Schnitten Brot wir schon gegessen haben, eine köstlicher als die andere. Und immer dick Käse drauf, schalalala! Und wenn der Finanzminister keine Ahnung davon hat, wie feudal man als unter- bis ganzuntermittelständischer Unternehmer heute leben kann, muß er nur mal von Monas Graupeneintopf kosten. Nachdem ich dem Dude ausführlich das Schlaraffenland beschrieben hatte, stellte sich heraus, daß wir nicht nur zu wenig verdienen, sondern auch zu wenig ausgeben. Alles in allem zeigt die Steuererklärung, was für ein feiner Mensch ich bin. Schwarz auf weiß steht da zu lesen, daß von meinem Leben viel guter Wille, aber wenig Geld ausgeht. Als Rock´n´Roll-Firmenchef kann einem das relativ egal sein, aber als Mann sehe ich zehn Euro anders, denn Geld macht sexy. Soviel zu meiner erotischen Ausstrahlung..

Mehr vom Tom Tonk gibt es auf hier OpenPunk oder auf seiner Seite: http://www.rockraketetonk.de