Ideal: "Berlin" 5/16
Am Nachmittag erreichte ich Neukölln, was für die nächsten drei Tage mein Zuhause sein würde. Im Kosmos stieg der Lautstärkepegel. Hatte ich am Ende etwa auf das falsche Pferd gesetzt? Immerhin gilt Neukölln als "Problembezirk", was immer das auch beinhalten und ausschließen mochte. Nein, es war okay. Als Duisburger hatte ich natürlich keine Probleme mit Problembezirken, auch wenn ich in der Nacht zweimal durch Schüsse auf der Straße geweckt werden sollte. Doch noch war ich nicht im Bett. Noch war ich am Leben und das Leben hielt mir seine prallen Brüste in´s Gesicht, denn ich hatte inzwischen mein Wässerchen getrunken und war auch sonst bester Dinge. Im Hotel angekommen machte ich mich erstmal frisch. Dann warf ich einen Blick auf den Stadtplan. Und dann ging ich schnurstraks zur Oberbaumbrücke. Die hatte mir schon in meinem Polyglott-Reiseführer sehr gefallen, aber in Natura sah sie noch besser aus. Backstein, dazu noch mit dezentem Pißgeruch und wilhelminischem Geschwurbel - also, das kann schon was. Und ein Turm ist eckig und ein Turm ist rund, was sagt uns das? Ja, ich hatte meinen Schirm vergessen und inzwischen grollte es am Himmel. Ich beschloß, mir den Rest der Stadt für die nächsten Tage aufzuheben und machte mich auf den Rückweg, natürlich nicht, ohne meine künstlerische Freiheit zu nutzen und noch ein paar gekonnte Schlenker einzubauen. Mein erstes Schlenkerchen führte mich in eine begehbare Trinkhalle, denn irgendwie hatte mein Hals jetzt Bock auf Action. Ich kaufte mir einen kleinen Jägermeister und eine Flasche polnisches Pils, dann trat ich raus in die Nacht, die noch nicht herangebrochen war, beziehungsweise in den Regen, der inzwischen eingesetzt hatte. Vor dem "Wild at Heart" in Kreuzberg entlud bereits der Act des Abends den Transporter. Die Frantic Flintstones waren in der Stadt und trugen im Gegensatz zu mir Psychobilly-Frisuren.
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