Ideal: "Berlin" 3/16

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Relativ sicher sind Mietswohnungen in lockerer Bebauung, vielleicht noch mit ´nem Park davor. Das geht. Da braucht man keine Angst vor Hartz IV zu haben, es sei denn, man verliert seinen Job. Aber da kann ja das Haus nichts dafür. Es ist auf jeden Fall interessant, seine Sinne dahingehend zu sensibilisieren, auch mal an ´nem Haus zu riechen, es zärtlich zu streicheln oder einfach nur mal in den Arm zu nehmen. Mal zur Besinnung kommen. Stille Zweisamkeit genießen. Auch mal ne Weile nichts sagen. Die Stimmung erfassen und wissen, wann ein Haus "nein" meint, obwohl "ja" an seiner Wand steht. Ich hab inzwischen einen ganz guten Draht zu Häusern, versuche Ihnen beim sozialen Abstieg zu helfen, bin in meinem Film der Star und komm auch gut alleine klar, obwohl soviel Intimität auf offener Straße bei vielen Passanten natürlich auch Reaktionen erzeugt ("Äh, kann ich Ihnen helfen?"). Bevor Sie jetzt denken, ich sei bekloppt, kann ich Sie beruhigen: Ich beschränke meine Kontakte natürlich nur auf attraktive, vielleicht schon etwas verlebte Gebäude älteren Semesters, denn moderne Architektur macht mich fertig. Es gibt definitiv einen Zusammenhang zwischen der Ausstrahlung eines Hauses und schlechter Laune, vermutlich sogar zwischen silbrig glänzenden Stahlträgern in verspiegelten Glasfassaden und der Weltwirtschaftskrise. Drei Etagen, Flachdach, Steinterrasse rot verklinkert - wir züchten uns da eine Generation von Psychopathen heran, doch der einzige, der das checkt, nämlich ich, fuhr, wie er schon sagte, nach Berlin. Natürlich stehen auch dort häßliche Neubauten, ich bin ja nicht blind, aber das Gegengewicht ist vorhanden. Fachleute wie ich sprechen in diesen Fällen von der "architektonischen Opposition". Ich müßte mich schon sehr täuschen, aber nach meinem Dafürhalten müßte ganz Berlin ´ne psychopathenfreie Zone sein.

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Mehr vom Tom Tonk gibt es auf hier OpenPunk oder auf seiner Seite: http://www.rockraketetonk.de