Gerd Müller: "Dann macht es bumm" 5/5

Aus auxiro
Version vom 25. August 2021, 12:15 Uhr von Cris (Diskussion | Beiträge) (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Sollte das Böse tatsächlich siegen? Es sah ganz so aus. Die Tatsache, daß sich Tonk in der achten Minute selbst auswechselte, war nicht nur ein gewiefter Schachzug von mir, sondern ehrlich gesagt auch ein Schrei nach Liebe und meiner jämmerlichen Verfasung geschuldet. Ich hatte bereits eine Art Sekundenmuskelkater in beiden Oberschenkeln, eine schmerzhafte Prellung im Rückenbereich, Blutergüsse in den Fingerkuppen vom Zeige- und Mittelfinger meiner linken Hand, eine Blase am kleinen Zeh und ein merkwürdiges Knirschen in der Lunge. Den andern ging es nicht viel anders, obwohl ich sagen muß, daß wir in den blau-weißen MSV-Trikots, die wir uns zur Vervollkommnung der Kölner Schmach übergestreift hatten, eigentlich eine sehr gute Figur machten. Ja, ich glaube, daß wir es gar meisterlich verstanden, die schönen Trikots angemessen spazieren zu tragen, wie das ein Duisburger eben so macht im Karneval. Die Kölner hingegen - ach, man mochte gar nicht hinsehen, wie sie in ihren roten Schlabberklamotten zu Übersteigern und Flugkopfbällen ansetzten, Dribblings in ausgewaschenen T-Shirts vollzogen und im Lady-in-Red-Look ihre tödlichen Pässe spielten. Aber, mein Gott, einen Fallrückzieher kriegt jeder hin, doch gutes Aussehen, liebes Podolski-Show-Orchester, gutes Aussehen ist eine Frage des Stils! Und wir sahen echt besser aus als die Kölner, wenn ich das mal festhalten darf. Sogar viel besser. Viel viel viel viel viel superbesser. Jawoll. Jeder Arsch konnte sehen, daß unsere optische Überlegenheit haushoch war. Nur sie auch anzuerkennen, dazu fehlte den Kölnern leider das nötige Feingefühl. Sie spielten uns einfach an die Wand, als wären wir aus irgendeiner Scheißstadt. Eine Taktlosigkeit sondergleichen. Nach meiner Auszeit kam ich zwar wieder in´s Spiel, aber ich konnte keine Akzente mehr setzen, sondern wirkte eher begünstigend für die Kölner ein, da ich nicht mehr richtig laufen konnte. Nicht unbedingt mit Absicht, sondern eher situationsbedingt. Meinen treuen Mitstreitern ging es zum Teil ähnlich. Für Außenstehende sah es so aus, als würden sechs kahlköpfige, dickbäuchige Mittvierziger im MSV-Trikot richtigen Fußballern beim Spielen zusehen, aber der Schein trog, denn die meisten von uns hatten ja noch Haare. Darüber hinaus darf ich zu unserer Entschuldigung anführen, daß viele von uns seit zwanzig Jahren keinen Sport mehr betrieben hatten, mit Hypotheken für Doppelhaushälften belastet sind und als treusorgende Familienväter gesund wieder nach Hause kommen mußten. Außerdem war das Licht in der Halle ungünstig, der Ball zu hart und die Luft schlecht. Ferner hatten die Kölner mit Frank, der übrigens mal bei den GEE STRINGS Baß gespielt hat, einen Torwart, der in jungen Jahren schon in der Saarlandauswahl stand und Berti Vogts persönlich kennt. Aber ich will hier gar keine Ausflüchte suchen. Der wirkliche Grund, warum wir mit 11:17 verloren haben, war der, daß bei den Kölnern mit Hasi und meinem Bruder zwei Spieler in der Mannschaft standen, die aus Duisburg sind. Duisburg hat sich sozusagen selbst geschlagen. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich kann mit dem Duisburger Sieg sehr gut leben..

Mehr vom Tom Tonk gibt es auf hier OpenPunk oder auf seiner Seite: http://www.rockraketetonk.de