Bereit abzuheben
Scheinbar war dieser Donnerstag ein Tag wie jeder andere in seinem Leben. Wenn er an diesem Morgen nicht unter seiner Bettdecke, sofern man diesen stinkenden Fetzen aus zusammengenähten ausgedienten Putzlappen als Bettdecke bezeichnen konnte hervorgekrochen wäre, wäre es wahrscheinlich ein solcher geblieben, aber aus einem unerfindlichen Grund schwang er seinen linken Fuß, den rechten verschlafend über die Bettkante. Er wußte nicht was es gewesen war das ihn geweckt hatte. Ein Geräusch?Vielleicht das aufgeregte Fiepen einer fetten aufgedunsenen Ratte, die sich in seinen vier Wänden häuslich eingenistet hatte um ihre Brut in aller Ruhe hochziehen zu können!Oder ein kalter Luftzug der durch die undichten Fenster seiner Wohnung hereingeweht war?Der schale Geruch von abgestandenem Bier und kaltem Zigarrenrauch der in seine Nasenlöcher stieg, während er sich durch den Berg leerer Dosen und Bierflaschen seinen Weg in's Badezimmer erkämpfte erregte in ihm einen Brechreiz besonderer Güte. Seine Wohnung, die in gewisser Weise seine Persönlichkeit widerspiegelte, war ein richtiger Müllhaufen und er konnte sich nicht entsinnen daß es jemals, nach den exzessiven Trinkgelagen, die er fast täglich mit seinen Freunden und sogenannten Kollegen abzuhalten pflegte, anders ausgesehen hätte als an diesem Tag. Ob er den müll wie sonst auch durch das große Loch daß er vor Zeiten auf eine seiner genialen geistigen Eingebungen hin aus der Rückwand der Küche die an den Hinterhof angrenzte herausgebrochen hatte, hinausrecyclen würde, wusste er noch nicht. Außerdem gab es ja schliesslich auch andere, wichtigere Dinge ob seines verkorksten Lebens oder wie auch immer zu regeln. Wenn er nur an seinen Chef in der Chemiefabrik dachte, in der ihm seit kurzer Zeit erlaubt war zu arbeiten, stieg in ihm eine Welle des Hasses hoch. Wie oft war ihm denn schon der Gedanke gekommen, diesem Menschenschinder, der mit allzu militärischem Drill seine Arbeitskräfte, von denen zwar ohnehin die Mehrzahl einen Intelligenzquotienten unter achtzig hatte zum Giftfässerschleifen abkommandierte, eine Kanone an den Kopf zu drücken und kaltblütig onanierend eine Kugel reinzujagen?Während er nun durch die Badezimmertür auf die Toillettenschüssel zuschwankte, erbrach er sich in einem sprudelndem Strom über den gefliesten Fußboden, rutschte durch seinen eigenen Schwung vorangetrieben aus und schlug mit einem erstickten Schrei, Gesicht voraus auf die Badewannenkante auf. Der rasende Schmerz trieb ihm die Tränen in die augen und ein feuchtwarmer klebriger Schwall ergoß sich aus einer Platzwunde auf seiner Stirn über beide Gesichtshälften. Während das Blut langsam geronnen und auch der Schmerz langsam aber stetig verebbt war, zog er sich am Rand der Wanne empor, setzte sich darauf und vergrub sein Gesicht in den Händen."Wehe dem, der jetzt über seine Unfähigkeit zu laufen gelacht hätte, er hätte ihm wutentbrannt, oder vielleicht auch einfach aus Verzweiflung den Schädel eingeschlagen!
... to be continued