Habermas 1: Unterschied zwischen den Versionen

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== Allgemein Habermas (* 18. Juni 1929 in Düsseldorf ist ein deutscher Philosoph und Soziologe. Er zählt zur zweiten Generation der Frankfurter Schule und war zuletzt Professor für Philosophie an der Universität Frankfurt am Main. Habermas ist einer der weltweit meistrezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart.) zentrales Werk heisst "Theorie des Kommunikativen Handelns" und wurde nach christlicher Zeitrechnung (julianischer Kalender) im Jahre 1981 geschrieben ==
=== Allgemein ===
Habermas (* 18. Juni 1929 in Düsseldorf ist ein deutscher Philosoph und Soziologe. Er zählt zur zweiten Generation der Frankfurter Schule und war zuletzt Professor für Philosophie an der Universität Frankfurt am Main. Habermas ist einer der weltweit meistrezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart.) zentrales Werk heisst "Theorie des Kommunikativen Handelns" und wurde nach christlicher Zeitrechnung (julianischer Kalender) im Jahre 1981 geschrieben und in welchem er aufzeigen will, das kommunikative Handlungen Gewalt als Mittel der Konfliktlösung ablösen können.


== und in welchem er aufzeigen will, das kommunikative Handlungen Gewalt als Mittel der Konfliktlösung ablösen können. ==
Bei seinem Denken entwickelte er sich vom Neomarxismus der 1. Generation der Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno) zu einer gesellschaftlichen Integration im Sinne des amerikanischen Pragmatismus (Mead, Peirce, Dewey).


== Bei seinem Denken entwickelte er sich vom Neomarxismus der 1. Generation der Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno) zu einer gesellschaftlichen Integration im Sinne des amerikanischen Pragmatismus (Mead, Peirce, Dewey). ==
Entwicklung der Kommunikationstheorie Er entwickelte die Kommunikationstheorie aus der Sprechakttheorie von Austin & Searle, mit dieser formulierte er eine Theorie der Geltungsansprüche als Fundament der Gesellschaft, um eine Grundlage zu schaffen, auf der eine kritische Überprüfung neuer gesellschaftlicher Systeme möglich wird. Diese Überprüfung findet durch universale Geltungsansprüche statt, die als kritische Maßstäbe dienen können und angemessen beachtet werden sollen.


== Entwicklung der Kommunikationstheorie Er entwickelte die Kommunikationstheorie aus der Sprechakttheorie von Austin & Searle, mit dieser formulierte er eine Theorie der Geltungsansprüche als Fundament der Gesellschaft, um eine Grundlage zu schaffen, auf der eine kritische Überprüfung neuer gesellschaftlicher Systeme möglich wird. Diese Überprüfung findet durch universale Geltungsansprüche statt, die als kritische Maßstäbe dienen können und angemessen beachtet werden sollen. ==
Sprechakte Nach Searle ist der entscheidende Gesichtspunkt von illokutiven Sprechakten die Intentionen und Ziele der Sprecher. Habermas übernimmt bei der Einteilung der Sprechakte von Searle die konstativen und expressiven Sprechakte. Er faßt die anderen zu regulativen Sprechhandlungen zusammen und fügt die kommunikativen Sprechhandlungen hinzu. Sprechhandlungen konstative: - elementare Aussagesätze - Bezug auf die objektive Welt (Region der äußeren Erfahrung) - Darstellung der objektiven oder gegenstãndlichen Welt


== Sprechakte Nach Searle ist der entscheidende Gesichtspunkt von illokutiven Sprechakten die Intentionen und Ziele der Sprecher. Habermas übernimmt bei der Einteilung der Sprechakte von Searle die konstativen und expressiven Sprechakte. Er faßt die anderen zu regulativen Sprechhandlungen zusammen und fügt die kommunikativen Sprechhandlungen hinzu. Sprechhandlungen konstative: - elementare Aussagesätze - Bezug auf die objektive Welt (Region der äußeren Erfahrung) - Darstellung der objektiven oder gegenstãndlichen Welt ==
regulative: - elementare Aufforderungs- oder Absichtssãtze - Bezug auf die gemeinsame soziale Welt (Region der Gesellschaft) - Möglichkeit, eine soziale Beziehung aufzunehmen


== regulative: - elementare Aufforderungs- oder Absichtssãtze - Bezug auf die gemeinsame soziale Welt (Region der Gesellschaft) - Möglichkeit, eine soziale Beziehung aufzunehmen ==
expressive: - elementare Erlebnissätze - Bezug auf die subjektive Welt (Region der inneren Natur des Menschen) - Möglichkeit, auf seine / ihre innere Welt zu verweisen


== expressive: - elementare Erlebnissätze - Bezug auf die subjektive Welt (Region der inneren Natur des Menschen) - Möglichkeit, auf seine / ihre innere Welt zu verweisen ==
kommunikative: - Sonderrolle, da kein Bezug auf einen klar abgrenzbaren Weltausschnitt - beziehen sich reflexiv auf alle Typen von Sprechhandlungen - Möglichkeit, sich in allen Sprechhandlungen verständigen


== kommunikative: - Sonderrolle, da kein Bezug auf einen klar abgrenzbaren Weltausschnitt - beziehen sich reflexiv auf alle Typen von Sprechhandlungen - Möglichkeit, sich in allen Sprechhandlungen verständigen ==
Die vier Regionen der Erfahrung. 1) der "äußeren Natur", bezieht sich auf etwas in der objektiven Welt 2) der "Gesellschaft", bezieht sich auf etwas in der gemeinsamen sozialen Welt 3) der "inneren Natur" des Menschen, bezieht sich auf etwas in der subjektiven Welt 4) umfasst alle genannten Regionen, bezieht sich reflexiv auf die anderen Regionen der Erfahrung (die dort verwendete Sprache)


== Die vier Regionen der Erfahrung. 1) der "äußeren Natur", bezieht sich auf etwas in der objektiven Welt 2) der "Gesellschaft", bezieht sich auf etwas in der gemeinsamen sozialen Welt 3) der "inneren Natur" des Menschen, bezieht sich auf etwas in der subjektiven Welt 4) umfasst alle genannten Regionen, bezieht sich reflexiv auf die anderen Regionen der Erfahrung (die dort verwendete Sprache) ==
Nach Habermas " dient die Menschliche Sprache der Koordination menschlicher Handlungen." Auch in nicht-verbalen Äußerungen sind oft implizit sprachliche Äußerungen enthalten. Beispiel: Händeschütteln zur Begrüßung. Wir können den Sinn des Händeschüttels entschlüsseln, auch wenn nicht dabei gesprochen wird.


== Nach Habermas " dient die Menschliche Sprache der Koordination menschlicher Handlungen." Auch in nicht-verbalen Äußerungen sind oft implizit sprachliche Äußerungen enthalten. Beispiel: Händeschütteln zur Begrüßung. Wir können den Sinn des Händeschüttels entschlüsseln, auch wenn nicht dabei gesprochen wird. ==
=== Äußerungen ===
1) verbale Äußerungen - gesprochene Äußerungen: sprachliche Zeichen 2) nicht-verbale Äußerungen - Interaktionen oder Handlungen Handlungen 3) Erlebnisausdrücke, leibgebundene Äußerungen - z.B. Mimik, Gestik, Körpersprache: Gefühle (die Ausdruck finden) Sprachliche Äußerungen sind mit Handlungen und Gesten eng verbunden! Die drei von Habermas unterschiedene Formen der Äußerungen werden durch kommunikative Handlungen verbunden. Dabei sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Formen der Äußerungen sind fließend . Beispiel:Ob eine Begrüßung als eine verbale Äußerung, als eine stumme Handlung des bloßen Händeschüttelns oder als eine leibgebundene Expression betrachtet werden kann, hängt von dem Gesichtspunkt ab, der in den Mittelpunkt gerückt wird. Daher sind sprachliche Äußerungen schon immer in einen Handlungskontext eingebunden, und beziehen sich auf ihn.


== Äußerungen 1) verbale Äußerungen - gesprochene Äußerungen: sprachliche Zeichen 2) nicht-verbale Äußerungen - Interaktionen oder Handlungen Handlungen 3) Erlebnisausdrücke, leibgebundene Äußerungen - z.B. Mimik, Gestik, Körpersprache: Gefühle (die Ausdruck finden) Sprachliche Äußerungen sind mit Handlungen und Gesten eng verbunden! Die drei von Habermas unterschiedene Formen der Äußerungen werden durch kommunikative Handlungen verbunden. Dabei sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Formen der Äußerungen sind fließend . Beispiel:Ob eine Begrüßung als eine verbale Äußerung, als eine stumme Handlung des bloßen Händeschüttelns oder als eine leibgebundene Expression betrachtet werden kann, hängt von dem Gesichtspunkt ab, der in den Mittelpunkt gerückt wird. Daher sind sprachliche Äußerungen schon immer in einen Handlungskontext eingebunden, und beziehen sich auf ihn. ==
Kommunikatives Handeln ? Diskurs Solange das kommunikative Einverständnis zwischen zwei Gesprächspartnern herrscht, dass beide die Wahrheit sagen (Wahrheitsanspruch), sich an die üblichen sozialen Normen des friedlichen Umgangs halten (Angemessenheitsanspruch) und das sagen, was sie meinen (Wahrhaftigkeitsanspruch), besteht kein Anlass vom kommunikativen Handeln zum Diskurs überzuwechseln. Wenn aber das Einverständnis zusammenbricht, weil einer oder beide diese Geltungsansprüche (Wahrheit, Angemessenheit, Wahrhaftigkeit) des anderen bezweifeln, können beide in einen praktischen Diskurs eintreten, indem sie diese Geltungsansprüche explizit thematisieren und versuchen, wieder ein begründetes Einverständnis herzustellen. Diese wiederhergestellten Geltungsansprüche können dann als Grundlage für ein erneutes kommunikatives Handeln dienen.


== Kommunikatives Handeln ? Diskurs Solange das kommunikative Einverständnis zwischen zwei Gesprächspartnern herrscht, dass beide die Wahrheit sagen (Wahrheitsanspruch), sich an die üblichen sozialen Normen des friedlichen Umgangs halten (Angemessenheitsanspruch) und das sagen, was sie meinen (Wahrhaftigkeitsanspruch), besteht kein Anlass vom kommunikativen Handeln zum Diskurs überzuwechseln. Wenn aber das Einverständnis zusammenbricht, weil einer oder beide diese Geltungsansprüche (Wahrheit, Angemessenheit, Wahrhaftigkeit) des anderen bezweifeln, können beide in einen praktischen Diskurs eintreten, indem sie diese Geltungsansprüche explizit thematisieren und versuchen, wieder ein begründetes Einverständnis herzustellen. Diese wiederhergestellten Geltungsansprüche können dann als Grundlage für ein erneutes kommunikatives Handeln dienen. ==
Kommunikatives Handeln ist die Interaktion von mindestens zwei sprach-und handlungsfähigen Subjekten, die (sei es mit verbalen oder extraverbalen Mitteln) eine interpersonale Beziehung eingehen. umfasst alle vier Sprechhandlungstypen Nutzen: Ziele können miteinander und aufeinander abgestimmt werden. vollzieht sich in sprachlichen (Schwerpunkt Habermas) und außersprachlichen Äußerungen wird durch einen gemeinsamen kontextbildenden Hintergrund ermöglicht -> Lebenswelt und vollzieht sich in drei Klassen: 1) verbale Äußerungen 2) nicht-verbale Äußerungen (Interaktionen, Handlungen) 3) leibgebundene Äußerungen (Mimik, Gestik, Körpersprache)


== Kommunikatives Handeln ist die Interaktion von mindestens zwei sprach-und handlungsfähigen Subjekten, die (sei es mit verbalen oder extraverbalen Mitteln) eine interpersonale Beziehung eingehen. umfasst alle vier Sprechhandlungstypen Nutzen: Ziele können miteinander und aufeinander abgestimmt werden. vollzieht sich in sprachlichen (Schwerpunkt Habermas) und außersprachlichen Äußerungen wird durch einen gemeinsamen kontextbildenden Hintergrund ermöglicht -> Lebenswelt und vollzieht sich in drei Klassen: 1) verbale Äußerungen 2) nicht-verbale Äußerungen (Interaktionen, Handlungen) 3) leibgebundene Äußerungen (Mimik, Gestik, Körpersprache) ==
Der Diskurs ist somit die metakommunikative Überprüfung der Geltungsansprüche.


== Der Diskurs ist somit die metakommunikative Überprüfung der Geltungsansprüche. ==
Sprechhandlungen und Weltausschnitten Weltbezüge sind die Bezüge zwischen Typen von Sprechhandlungen und Weltausschnitten. Sie stellen somit Beziehungen zwischen handelnden Subjekten und Weltausschnitten dar.


== Sprechhandlungen und Weltausschnitten Weltbezüge sind die Bezüge zwischen Typen von Sprechhandlungen und Weltausschnitten. Sie stellen somit Beziehungen zwischen handelnden Subjekten und Weltausschnitten dar. ==
Sprechhandlungen <-> Welt konstative <-> objektive regulative <-> soziale expressive <-> subjektive kommunikative <-> umfassen und beziehen sich reflexiv auf alle drei anderen gleichzeitig


== Sprechhandlungen <-> Welt konstative <-> objektive regulative <-> soziale expressive <-> subjektive kommunikative <-> umfassen und beziehen sich reflexiv auf alle drei anderen gleichzeitig ==
reinen Fälle von Sprechhandlungen sind von allen konkreten inhaltlichen Zutaten "gereinigt". Abstraktionsprodukte des Denkens, die der Analyse von Sprechhandlungen und ihrer Einteilung in Typen dienen.


== reinen Fälle von Sprechhandlungen sind von allen konkreten inhaltlichen Zutaten "gereinigt". Abstraktionsprodukte des Denkens, die der Analyse von Sprechhandlungen und ihrer Einteilung in Typen dienen. ==
"Ego" und "Alter" Ego Versus Ich Alter Versus Der Andere


== "Ego" und "Alter" Ego Versus Ich Alter Versus Der Andere ==
Typisierte Personen, die der Analyse von Sprechhandlungen und ihrer Einteilung in Typen dienen. Ego kann in seinen kommunikativen Handlungen erstens ein Stück der objektiven oder gegenständlichen Welt verständlich darstellen (konstativ) und dabei zweitens mit Alter eine soziale Beziehung aufnehmen (regulativ) und drittens auf seine innere Welt verweisen (expressiv) und dafür sorgen, dass "er" sich viertens in seinen kommunikativen Handlungen als dem Insgesamt der Sprechakte verständlich macht (kommunikativ).


== Typisierte Personen, die der Analyse von Sprechhandlungen und ihrer Einteilung in Typen dienen. Ego kann in seinen kommunikativen Handlungen erstens ein Stück der objektiven oder gegenständlichen Welt verständlich darstellen (konstativ) und dabei zweitens mit Alter eine soziale Beziehung aufnehmen (regulativ) und drittens auf seine innere Welt verweisen (expressiv) und dafür sorgen, dass "er" sich viertens in seinen kommunikativen Handlungen als dem Insgesamt der Sprechakte verständlich macht (kommunikativ). ==
=== 4-Welt-Theorie ===
Einteilung der Welt in vier Weltbezüge. 1) objektive Welt (äußere Natur) 2) soziale Welt (Gesellschaft) 3) subjektive Welt (innere Natur) 4) reflexiver Bezug auf alle drei Welten (Sprache)


== 4-Welt-Theorie Einteilung der Welt in vier Weltbezüge. 1) objektive Welt (äußere Natur) 2) soziale Welt (Gesellschaft) 3) subjektive Welt (innere Natur) 4) reflexiver Bezug auf alle drei Welten (Sprache) ==
Geltungsansprüche jede sprachliche Äußerung kann in dreifacher Weise rational begründet werden: Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit. sie dienen als Maßstäbe, an denen kommunikative Handlungen gemessen werden können. jeder Sprecher beansprucht sie. Voraussetzung: Alle Beteiligten müssen sie anerkennen. Problem: wenn sie infrage gestellt werden Lösung: Thematisierung und argumentative Prüfung im Diskurs in der idealen Sprechsituation.


== Geltungsansprüche jede sprachliche Äußerung kann in dreifacher Weise rational begründet werden: Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit. sie dienen als Maßstäbe, an denen kommunikative Handlungen gemessen werden können. jeder Sprecher beansprucht sie. Voraussetzung: Alle Beteiligten müssen sie anerkennen. Problem: wenn sie infrage gestellt werden Lösung: Thematisierung und argumentative Prüfung im Diskurs in der idealen Sprechsituation. ==
universalen Geltungsansprüche 1) Wahrheit: was Ego und Alter sagen, ist wahr. 2) normative Angemessenheit: Ego und Alter halten sich an die üblichen sozialen Normen des friedlichen Umgangs. 3) Wahrhaftigkeit: Ego und Alter meinen, was sie sagen.


== universalen Geltungsansprüche 1) Wahrheit: was Ego und Alter sagen, ist wahr. 2) normative Angemessenheit: Ego und Alter halten sich an die üblichen sozialen Normen des friedlichen Umgangs. 3) Wahrhaftigkeit: Ego und Alter meinen, was sie sagen. ==
Die Geltungsansprüche sind nur wirksam, wenn alle Beteiligten müssen die Rechtmäßigkeit der Geltungsansprüche anerkennen. Die Anspruchserhebung des Sprechers reicht nicht aus. Geltungsansprüche können infrage gestellt werden. Möglichkeit: argumentative Prüfung der Geltungsansprüche mit dem Ziel, ein Einverständnis herzustellen->Diskurs


== Die Geltungsansprüche sind nur wirksam, wenn alle Beteiligten müssen die Rechtmäßigkeit der Geltungsansprüche anerkennen. Die Anspruchserhebung des Sprechers reicht nicht aus. Geltungsansprüche können infrage gestellt werden. Möglichkeit: argumentative Prüfung der Geltungsansprüche mit dem Ziel, ein Einverständnis herzustellen->Diskurs ==
Habermas lies folgenden 4. universalen Geltungsanspruch später wieder fallen: „Verständlichkeit: Ego und Alter sprechen beide dieselbe Sprache und sind physisch und geistig in der Lage, einander zu verstehen.“ Das ist kein Geltungsanspruch, sondern allgemeine Voraussetzung kommunikativen Handelns, die erfüllt sein muss, damit kommunikatives Handeln überhaupt stattfinden und gelingen kann.


== Habermas lies folgenden 4. universalen Geltungsanspruch später wieder fallen: „Verständlichkeit: Ego und Alter sprechen beide dieselbe Sprache und sind physisch und geistig in der Lage, einander zu verstehen.“ Das ist kein Geltungsanspruch, sondern allgemeine Voraussetzung kommunikativen Handelns, die erfüllt sein muss, damit kommunikatives Handeln überhaupt stattfinden und gelingen kann. ==
Habermas "Lebenswelt" gemeinsamer Horizont von Grundüberzeugungen, Werten und Normen -> kontextbildender Hintergrund z.B.: gemeinsame Muttersprache und kulturell vermittelte Grundüberzeugungen. wird durch Sprache repräsentiert aber nicht unbedingt in sprachlicher Kommunikation thematisiert (nur im Diskurs) Lebenswelt: a tergo, also im Rücken von Ego (und Alter), Weltbezüge :a fronte, also vor Ego (und Alter)


== Habermas "Lebenswelt" gemeinsamer Horizont von Grundüberzeugungen, Werten und Normen -> kontextbildender Hintergrund z.B.: gemeinsame Muttersprache und kulturell vermittelte Grundüberzeugungen. wird durch Sprache repräsentiert aber nicht unbedingt in sprachlicher Kommunikation thematisiert (nur im Diskurs) Lebenswelt: a tergo, also im Rücken von Ego (und Alter), Weltbezüge :a fronte, also vor Ego (und Alter) ==
Die idealen Sprechsituation Voraussetzung für einen gelungenen Diskurs: Das bessere Argument kann sich ohne Einschränkung durchsetzen. Merkmale Zurechnungsfähigkeit der Subjekte: Alle Subjekte verhalten sich in der idealen Sprechsituation rational. symmetrische Verteilung der Kommunikationschancen: Alle Subjekte haben die gleichen Möglichkeiten, sich zu äußern. Ziel: Diskurs in uneingeschränkter und herrschaftsfreier Kommunikation ? Konsens ? wahrer Konsens


== Die idealen Sprechsituation Voraussetzung für einen gelungenen Diskurs: Das bessere Argument kann sich ohne Einschränkung durchsetzen. Merkmale Zurechnungsfähigkeit der Subjekte: Alle Subjekte verhalten sich in der idealen Sprechsituation rational. symmetrische Verteilung der Kommunikationschancen: Alle Subjekte haben die gleichen Möglichkeiten, sich zu äußern. Ziel: Diskurs in uneingeschränkter und herrschaftsfreier Kommunikation ? Konsens ? wahrer Konsens ==
=== Kritik ===
Habermas hat meiner Meinung nach eine viel zu optimistische Einstellung. Die "Ideale Sprechsituation" und "konsenserzielende Kraft des besseren Arguments" ist eine Idealisierung der Kommunikationssituation und ist im Zweifelsfall eher selten, nach meiner Erfahrung sogar nie, gegeben. Weder handeln viele Menschen rational, noch ist eine symmetrische Verteilung der Kommunikationschancen realistisch. Da zitiere ich gerne Einstein: Nur zwei Dinge sind unednlich das Weltall und die menschliche Dummheit. Bei dem Weltall bin ich mir noch nicht ganz sicher.


== Kritik Habermas hat meiner Meinung nach eine viel zu optimistische Einstellung. Die "Ideale Sprechsituation" und "konsenserzielende Kraft des besseren Arguments" ist eine Idealisierung der Kommunikationssituation und ist im Zweifelsfall eher selten, nach meiner Erfahrung sogar nie, gegeben. Weder handeln viele Menschen rational, noch ist eine symmetrische Verteilung der Kommunikationschancen realistisch. Da zitiere ich gerne Einstein: Nur zwei Dinge sind unednlich das Weltall und die menschliche Dummheit. Bei dem Weltall bin ich mir noch nicht ganz sicher. ==
====== weitere Kritik (aus wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_des_kommunikativen_Handelns#Kritik) ======
Diverse Kritiker werfen der Theorie des kommunikativen Handelns vor, dass sie von falschen Grundannahmen ausgehe, dass sie kommunikationstheoretisch unzureichend sei und dass sie sich in der Praxis nicht umsetzen lasse.[1] Die erste nachhaltige Kritik, die auch gleichzeitig die Stärken der Theorie des kommunikativen Handelns artikuliert, erfolgte durch Herbert Schnädelbach (1982).[2] Mehrere Fachleute nehmen auf dessen „critique advanced“[3] Bezug: Zwar bleibe man auf die gerade durch die Theorie des kommunikativen Handelns aufgezeigte kommunikative Rationalität verwiesen, aber die Vorüberzeugungen derjenigen, die Gründe beschreiben und bewerten, würden einen intern ableitbaren Zusammenhang verhindern, so dass auch für argumentativ im Konsens gefundene Antworten auf „praktische Fragen“[4] ein „nie ganz objektivierbares Apriori“ verbleibe.[2]


== Kritik (aus wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_des_kommunikativen_Handelns#Kritik) ==
Niklas Luhmann hingegen sieht sowohl die Rationalität als auch die menschlichen Handlungen als nicht geeignet, die entscheidenden Prozesse der Gesellschaft zu erfassen. Ohne dabei das Kommunikationsparadigma in Frage zu stellen, ist Luhmann und Schnädelbach gemein, dass ihre Kritik Habermas' Anliegen der normativen Begründbarkeit relativiert. Weitere Protagonisten mit weiteren Relativierungen waren Hans Albert, Karl-Otto Apel und Jean-François Lyotard.
 
== Diverse Kritiker werfen der Theorie des kommunikativen Handelns vor, dass sie von falschen Grundannahmen ausgehe, dass sie kommunikationstheoretisch unzureichend sei und dass sie sich in der Praxis nicht umsetzen lasse. Die erste nachhaltige Kritik, die auch gleichzeitig die Stärken der Theorie des kommunikativen Handelns artikuliert, erfolgte durch Herbert Schnädelbach (1982).Mehrere Fachleute nehmen auf dessen „critique advanced“ Bezug: Zwar bleibe man auf die gerade durch die Theorie des kommunikativen Handelns aufgezeigte kommunikative Rationalität verwiesen, aber die Vorüberzeugungen derjenigen, die Gründe beschreiben und bewerten, würden einen intern ableitbaren Zusammenhang verhindern, so dass auch für argumentativ im Konsens gefundene Antworten auf „praktische Fragen“ ein „nie ganz objektivierbares Apriori“ verbleibe. ==
 
== Niklas Luhmann hingegen sieht sowohl die Rationalität als auch die menschlichen Handlungen als nicht geeignet, die entscheidenden Prozesse der Gesellschaft zu erfassen. Ohne dabei das Kommunikationsparadigma in Frage zu stellen, ist Luhmann und Schnädelbach gemein, dass ihre Kritik Habermas' Anliegen der normativen Begründbarkeit relativiert. Weitere Protagonisten mit weiteren Relativierungen waren Hans Albert, Karl-Otto Apel und Jean-François Lyotard. ==

Aktuelle Version vom 15. Februar 2025, 10:40 Uhr

Allgemein

Habermas (* 18. Juni 1929 in Düsseldorf ist ein deutscher Philosoph und Soziologe. Er zählt zur zweiten Generation der Frankfurter Schule und war zuletzt Professor für Philosophie an der Universität Frankfurt am Main. Habermas ist einer der weltweit meistrezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart.) zentrales Werk heisst "Theorie des Kommunikativen Handelns" und wurde nach christlicher Zeitrechnung (julianischer Kalender) im Jahre 1981 geschrieben und in welchem er aufzeigen will, das kommunikative Handlungen Gewalt als Mittel der Konfliktlösung ablösen können.

Bei seinem Denken entwickelte er sich vom Neomarxismus der 1. Generation der Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno) zu einer gesellschaftlichen Integration im Sinne des amerikanischen Pragmatismus (Mead, Peirce, Dewey).

Entwicklung der Kommunikationstheorie Er entwickelte die Kommunikationstheorie aus der Sprechakttheorie von Austin & Searle, mit dieser formulierte er eine Theorie der Geltungsansprüche als Fundament der Gesellschaft, um eine Grundlage zu schaffen, auf der eine kritische Überprüfung neuer gesellschaftlicher Systeme möglich wird. Diese Überprüfung findet durch universale Geltungsansprüche statt, die als kritische Maßstäbe dienen können und angemessen beachtet werden sollen.

Sprechakte Nach Searle ist der entscheidende Gesichtspunkt von illokutiven Sprechakten die Intentionen und Ziele der Sprecher. Habermas übernimmt bei der Einteilung der Sprechakte von Searle die konstativen und expressiven Sprechakte. Er faßt die anderen zu regulativen Sprechhandlungen zusammen und fügt die kommunikativen Sprechhandlungen hinzu. Sprechhandlungen konstative: - elementare Aussagesätze - Bezug auf die objektive Welt (Region der äußeren Erfahrung) - Darstellung der objektiven oder gegenstãndlichen Welt

regulative: - elementare Aufforderungs- oder Absichtssãtze - Bezug auf die gemeinsame soziale Welt (Region der Gesellschaft) - Möglichkeit, eine soziale Beziehung aufzunehmen

expressive: - elementare Erlebnissätze - Bezug auf die subjektive Welt (Region der inneren Natur des Menschen) - Möglichkeit, auf seine / ihre innere Welt zu verweisen

kommunikative: - Sonderrolle, da kein Bezug auf einen klar abgrenzbaren Weltausschnitt - beziehen sich reflexiv auf alle Typen von Sprechhandlungen - Möglichkeit, sich in allen Sprechhandlungen verständigen

Die vier Regionen der Erfahrung. 1) der "äußeren Natur", bezieht sich auf etwas in der objektiven Welt 2) der "Gesellschaft", bezieht sich auf etwas in der gemeinsamen sozialen Welt 3) der "inneren Natur" des Menschen, bezieht sich auf etwas in der subjektiven Welt 4) umfasst alle genannten Regionen, bezieht sich reflexiv auf die anderen Regionen der Erfahrung (die dort verwendete Sprache)

Nach Habermas " dient die Menschliche Sprache der Koordination menschlicher Handlungen." Auch in nicht-verbalen Äußerungen sind oft implizit sprachliche Äußerungen enthalten. Beispiel: Händeschütteln zur Begrüßung. Wir können den Sinn des Händeschüttels entschlüsseln, auch wenn nicht dabei gesprochen wird.

Äußerungen

1) verbale Äußerungen - gesprochene Äußerungen: sprachliche Zeichen 2) nicht-verbale Äußerungen - Interaktionen oder Handlungen Handlungen 3) Erlebnisausdrücke, leibgebundene Äußerungen - z.B. Mimik, Gestik, Körpersprache: Gefühle (die Ausdruck finden) Sprachliche Äußerungen sind mit Handlungen und Gesten eng verbunden! Die drei von Habermas unterschiedene Formen der Äußerungen werden durch kommunikative Handlungen verbunden. Dabei sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Formen der Äußerungen sind fließend . Beispiel:Ob eine Begrüßung als eine verbale Äußerung, als eine stumme Handlung des bloßen Händeschüttelns oder als eine leibgebundene Expression betrachtet werden kann, hängt von dem Gesichtspunkt ab, der in den Mittelpunkt gerückt wird. Daher sind sprachliche Äußerungen schon immer in einen Handlungskontext eingebunden, und beziehen sich auf ihn.

Kommunikatives Handeln ? Diskurs Solange das kommunikative Einverständnis zwischen zwei Gesprächspartnern herrscht, dass beide die Wahrheit sagen (Wahrheitsanspruch), sich an die üblichen sozialen Normen des friedlichen Umgangs halten (Angemessenheitsanspruch) und das sagen, was sie meinen (Wahrhaftigkeitsanspruch), besteht kein Anlass vom kommunikativen Handeln zum Diskurs überzuwechseln. Wenn aber das Einverständnis zusammenbricht, weil einer oder beide diese Geltungsansprüche (Wahrheit, Angemessenheit, Wahrhaftigkeit) des anderen bezweifeln, können beide in einen praktischen Diskurs eintreten, indem sie diese Geltungsansprüche explizit thematisieren und versuchen, wieder ein begründetes Einverständnis herzustellen. Diese wiederhergestellten Geltungsansprüche können dann als Grundlage für ein erneutes kommunikatives Handeln dienen.

Kommunikatives Handeln ist die Interaktion von mindestens zwei sprach-und handlungsfähigen Subjekten, die (sei es mit verbalen oder extraverbalen Mitteln) eine interpersonale Beziehung eingehen. umfasst alle vier Sprechhandlungstypen Nutzen: Ziele können miteinander und aufeinander abgestimmt werden. vollzieht sich in sprachlichen (Schwerpunkt Habermas) und außersprachlichen Äußerungen wird durch einen gemeinsamen kontextbildenden Hintergrund ermöglicht -> Lebenswelt und vollzieht sich in drei Klassen: 1) verbale Äußerungen 2) nicht-verbale Äußerungen (Interaktionen, Handlungen) 3) leibgebundene Äußerungen (Mimik, Gestik, Körpersprache)

Der Diskurs ist somit die metakommunikative Überprüfung der Geltungsansprüche.

Sprechhandlungen und Weltausschnitten Weltbezüge sind die Bezüge zwischen Typen von Sprechhandlungen und Weltausschnitten. Sie stellen somit Beziehungen zwischen handelnden Subjekten und Weltausschnitten dar.

Sprechhandlungen <-> Welt konstative <-> objektive regulative <-> soziale expressive <-> subjektive kommunikative <-> umfassen und beziehen sich reflexiv auf alle drei anderen gleichzeitig

reinen Fälle von Sprechhandlungen sind von allen konkreten inhaltlichen Zutaten "gereinigt". Abstraktionsprodukte des Denkens, die der Analyse von Sprechhandlungen und ihrer Einteilung in Typen dienen.

"Ego" und "Alter" Ego Versus Ich Alter Versus Der Andere

Typisierte Personen, die der Analyse von Sprechhandlungen und ihrer Einteilung in Typen dienen. Ego kann in seinen kommunikativen Handlungen erstens ein Stück der objektiven oder gegenständlichen Welt verständlich darstellen (konstativ) und dabei zweitens mit Alter eine soziale Beziehung aufnehmen (regulativ) und drittens auf seine innere Welt verweisen (expressiv) und dafür sorgen, dass "er" sich viertens in seinen kommunikativen Handlungen als dem Insgesamt der Sprechakte verständlich macht (kommunikativ).

4-Welt-Theorie

Einteilung der Welt in vier Weltbezüge. 1) objektive Welt (äußere Natur) 2) soziale Welt (Gesellschaft) 3) subjektive Welt (innere Natur) 4) reflexiver Bezug auf alle drei Welten (Sprache)

Geltungsansprüche jede sprachliche Äußerung kann in dreifacher Weise rational begründet werden: Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit. sie dienen als Maßstäbe, an denen kommunikative Handlungen gemessen werden können. jeder Sprecher beansprucht sie. Voraussetzung: Alle Beteiligten müssen sie anerkennen. Problem: wenn sie infrage gestellt werden Lösung: Thematisierung und argumentative Prüfung im Diskurs in der idealen Sprechsituation.

universalen Geltungsansprüche 1) Wahrheit: was Ego und Alter sagen, ist wahr. 2) normative Angemessenheit: Ego und Alter halten sich an die üblichen sozialen Normen des friedlichen Umgangs. 3) Wahrhaftigkeit: Ego und Alter meinen, was sie sagen.

Die Geltungsansprüche sind nur wirksam, wenn alle Beteiligten müssen die Rechtmäßigkeit der Geltungsansprüche anerkennen. Die Anspruchserhebung des Sprechers reicht nicht aus. Geltungsansprüche können infrage gestellt werden. Möglichkeit: argumentative Prüfung der Geltungsansprüche mit dem Ziel, ein Einverständnis herzustellen->Diskurs

Habermas lies folgenden 4. universalen Geltungsanspruch später wieder fallen: „Verständlichkeit: Ego und Alter sprechen beide dieselbe Sprache und sind physisch und geistig in der Lage, einander zu verstehen.“ Das ist kein Geltungsanspruch, sondern allgemeine Voraussetzung kommunikativen Handelns, die erfüllt sein muss, damit kommunikatives Handeln überhaupt stattfinden und gelingen kann.

Habermas "Lebenswelt" gemeinsamer Horizont von Grundüberzeugungen, Werten und Normen -> kontextbildender Hintergrund z.B.: gemeinsame Muttersprache und kulturell vermittelte Grundüberzeugungen. wird durch Sprache repräsentiert aber nicht unbedingt in sprachlicher Kommunikation thematisiert (nur im Diskurs) Lebenswelt: a tergo, also im Rücken von Ego (und Alter), Weltbezüge :a fronte, also vor Ego (und Alter)

Die idealen Sprechsituation Voraussetzung für einen gelungenen Diskurs: Das bessere Argument kann sich ohne Einschränkung durchsetzen. Merkmale Zurechnungsfähigkeit der Subjekte: Alle Subjekte verhalten sich in der idealen Sprechsituation rational. symmetrische Verteilung der Kommunikationschancen: Alle Subjekte haben die gleichen Möglichkeiten, sich zu äußern. Ziel: Diskurs in uneingeschränkter und herrschaftsfreier Kommunikation ? Konsens ? wahrer Konsens

Kritik

Habermas hat meiner Meinung nach eine viel zu optimistische Einstellung. Die "Ideale Sprechsituation" und "konsenserzielende Kraft des besseren Arguments" ist eine Idealisierung der Kommunikationssituation und ist im Zweifelsfall eher selten, nach meiner Erfahrung sogar nie, gegeben. Weder handeln viele Menschen rational, noch ist eine symmetrische Verteilung der Kommunikationschancen realistisch. Da zitiere ich gerne Einstein: Nur zwei Dinge sind unednlich das Weltall und die menschliche Dummheit. Bei dem Weltall bin ich mir noch nicht ganz sicher.

weitere Kritik (aus wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_des_kommunikativen_Handelns#Kritik)

Diverse Kritiker werfen der Theorie des kommunikativen Handelns vor, dass sie von falschen Grundannahmen ausgehe, dass sie kommunikationstheoretisch unzureichend sei und dass sie sich in der Praxis nicht umsetzen lasse.[1] Die erste nachhaltige Kritik, die auch gleichzeitig die Stärken der Theorie des kommunikativen Handelns artikuliert, erfolgte durch Herbert Schnädelbach (1982).[2] Mehrere Fachleute nehmen auf dessen „critique advanced“[3] Bezug: Zwar bleibe man auf die gerade durch die Theorie des kommunikativen Handelns aufgezeigte kommunikative Rationalität verwiesen, aber die Vorüberzeugungen derjenigen, die Gründe beschreiben und bewerten, würden einen intern ableitbaren Zusammenhang verhindern, so dass auch für argumentativ im Konsens gefundene Antworten auf „praktische Fragen“[4] ein „nie ganz objektivierbares Apriori“ verbleibe.[2]

Niklas Luhmann hingegen sieht sowohl die Rationalität als auch die menschlichen Handlungen als nicht geeignet, die entscheidenden Prozesse der Gesellschaft zu erfassen. Ohne dabei das Kommunikationsparadigma in Frage zu stellen, ist Luhmann und Schnädelbach gemein, dass ihre Kritik Habermas' Anliegen der normativen Begründbarkeit relativiert. Weitere Protagonisten mit weiteren Relativierungen waren Hans Albert, Karl-Otto Apel und Jean-François Lyotard.