Komischer Vogel: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 25. August 2021, 12:15 Uhr
Eines nutzlosen Tages war ich unterwegs, nichts aufregendes, nur ein paar Freunde besuchen und Zeit totschlagen. Ich schlenderte durch Parks, sonnte mich auf den Liegewiesen im Lustgarten und überlegte, was ich mit dem restlichen Tag so anstellen konnte. Die Uhr zeigte noch nicht einmal vier Uhr, als ich an einer garstigen Ampel auf grün wartete, um die Straße zu überqueren. Die Sonne knallte von oben und die Menschen um mich herum verströmten einen Geruch, den man schon als fahrlässig bezeichnen konnte. Die üblichen Nachteile eines stinknormalen Sommertages in der Großstadt. Aus einer Kneipe grölten die Leute, ein kleiner Fernsehapparat lief, und als ich mich umdrehte, sah ich darin viel grün; es lief Fußball. Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Fußballweltmeisterschaft. Sogar hier bei uns, im eigenen Land. In allen Cafes liefen Fernseher und grölende Menschen vernichtete Unmengen Bier. Sie störten mich beim gemütlichen Genuss meines Kaffees. Als konsequenter Mensch trank ich während dieser Zeit meinen Kaffe aus Pappbechern im Park. Auf einem simpel gestalteten Zettel blieben meine Blicke kleben. Von einem Bild grinste mich ein Wellensittich an. Darunter stand folgender Text.
„Tollpatschiger Vogel entflogen, grauer Sittich. Hört auf den Namen Herbert und er kann sogar einige Lieder von Herbert Grönemeyer pfeifen“.
Dazu stand auf dem Papier noch eine Festnetznummer, welche ich in mein Notizbuch übertrug, man weiß ja nie. Nachdem die Ampel umgesprungen war, schlenderte ich zum Mauerpark, um mich dort auf eine Zigarette hinzusetzen. An den tollpatschigen Vogel dachte ich nicht mehr, aber so ganz spurlos war diese Nachricht nicht an mir vorübergegangen. Unablässig pfiff ich Grönemeyerlieder, ohne direkt daran zu denken. So kam ich im Mauerpark an und war glücklich darüber, einen schattigen Platz für mich zu finden. Ich pfiff den Refrain von dem Grönemeyerhit „Mensch“, während ich mir eine Zigarette drehte. Als ich den Klebestreifen anleckte, musste ich die Melodie unterbrechen, aber lustigerweise hörte ich sie immer noch. Ich drehte den Kopf und keine dreißig Zentimeter hinter mir saß er, der kleine graue Herbert. Er pfiff voller Hingabe, dabei hielt er den Kopf schräg und schien die ganze Zeit über auf eine Art zu grinsen, wie es nur Wellensittiche können. Er schaukelte sogar leicht im Takt und ich brauchte kein Detektiv zu sein, um zu wissen mit wen ich es hier zu tun hatte. „Hallo Herbert,“ sagte ich zu dem putzigen Kerlchen. „Grönemeyer“, krächzte er zurück. Langsam hielt ich ihm meine Hand hin, auf die er mit einer Selbstverständlichkeit hüpfte, dass ich eigentlich nur den Kopf hätte schütteln können, wäre ich nicht so erstaunt gewesen. Ich pfiff das Lied „Männer“, und er pfiff mit. Auf meinem Finger fühlte sich der kleine Herbert anscheinend ziemlich wohl, und so geschah es, dass er darauf sitzen blieb, bis wir bei mir zuhause ankamen. Hin und wieder hat mir der unverschämte Kerl auf die Hand geschissen, ansonsten war so friedlich wie ein schlafendes Erdmännchen und pfiff gut zehn unterschiedliche Titel von dem alten Grönemeyer. Da ich keinen Vogelkäfig besitze, durfte sich Herbert bei mir frei bewegen. Ein paar mal ist er gegen eine Fensterscheibe geknallt, dann schien er vorläufig kapiert zu haben, dass es sich dabei nicht um einen Ausgang handelt. Etwas später wählte ich die Nummer des Besitzers, aber die Frau, welche sich meldete, versicherte mir, dass ihr kein Vogel entflogen sei, und sie auch noch nie einen Wellensittich besessen hätte, sondern nur zwei Katzen, und diese könnten auch keine Lieder von Herbert Grönemeyer singen, zum Glück, wie sie betonte. Ich war mir ganz sicher, die Nummer richtig notiert zu haben. Noch Wochen später schaute ich bei der Ampel nach, ob ein neuer Zettel mit der richtigen Telefonnummer zu den anderen Nachrichten gekommen war. Aber, Fehlanzeige Nun, ich bin nicht der größte Fan von Grönemeyer, aber der kleine Kerl ist so was von tollpatschig, dass mir mit ihm nie langweilig wird. Irgendwie sind wir gute Freunde geworden. Einen Käfig hat er immer noch nicht, dafür aber einen Schuhkarton mit einigen Zweigen, wo er gerne sitzt. Immer wieder klettert er in leere Gläser und bleibt dort stecken, bis ich ihn wieder herausschüttele. Dann guckt mich der kleine Herbert komisch an, setzt sich dankbar auf meine Schulter und kackt.
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