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Aktuelle Version vom 25. August 2021, 12:15 Uhr
WIZO aus Sindelfingen | ||||||||||||||||||||||||||||
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Gründung | 1986 | Auflösung | 2005 | Wiedervereinigung | 2009!!! | Website | http://www.wizo.de | aktuelle Termine |
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WIZO kommen aus Sindelfingen/Baden Württemberg, als klassisches Trio spielen sie Punkrock ohne Tunnelblick. Die Texte sind meist auf deutsch, manchmal auch englisch und anderssprachig. Tourfleiß und gewitzte Promotionarbeit, einige handfeste Skandale, vor allem jedoch mitreißende, eingängige Ohrwurmkompositionen und echte Originalität haben WIZO Kultstatus in der deutschen Punkrock-Szene verschafft. WIZO-Konzerte sind berüchtigt für ihren hohen Entertainment-Faktor und ihren nicht zu kalkulierenden Verlauf. WIZO- Platten sind musikalisch vielseitige Reisen in seltsame Welten, die Sprache der Texte ist immer direkt, die Kompositionen sind hochmelodische Kleinode
Letzte Besetzung:
- Axel Kurth - Gesang, Gitarre
- Jörn Genserowski - Bass
- Herr Thomas Guhl - Schlagzeug
- Fratz Thum - Management, Label, Booking etc.
Geschichte
Mit einer großen Abschiedstour quer durch Europa wird Anfang 2005 eine Band zu Grabe getragen, die als kleine Keller-Combo begann und später als heißester Exportartikel in Sachen deutscher Punkrock um den ganzen Globus reiste. Auf dem eigenen Label verkauften sie einige hunderttausend Tonträger und waren berüchtigt für ihre Skandale und Aktionen, mit denen sie sich in ihrer 19- jährigen Laufbahn wiederholt die Aufmerksamkeit der Medien auf der ganzen Welt verschafften. Zuletzt mit ihrer „STICK-EP“. Ein wiederbeschreibbarer USB- Stick, der als erster Tonträger der Welt, über die Musik hinaus einen Eigenwert für die Fans brachte und erneut für ein großes Medienecho sorgte. Auf ihrer letzten Tournee werden sich die drei Schwaben 35 Mal von ihrer stärksten Seite zeigen, wenn sie bei einem Zwei-Stunden-Konzert im verschwitzten Club-Ambiente mit ihren Fans den Abschied feiern. Ein Abschied, der nicht wenigen schwer fallen wird. WIZO spielte den deutschen Soundtrack zur Punkwelle in den Neunzigern und vertonte für viele damit das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Am 5. März 2005 wird Axel Kurth, Sänger, Gitarrist, Komponist und Mastermind der Sindelfinger Punkrockband WIZO, seinen Geburtstag feiern. Wenn alles gut geht, hat er zu diesem Zeitpunkt ein wichtiges Kapitel seines Lebens abgeschlossen. Am Vorabend wird er das allerletzte WIZO-Konzert gespielt haben und hat damit etwas beendet, was für die vergangenen 19 Jahre die musikalische Hauptrolle in seinem Leben spielte.
Der Anfang
WIZO wurde auf dem Schulhof gegründet, als er in die zehnte Klasse ging. Als lustige Idee eigentlich, um der Langeweile der Daimlerstadt zu entkommen und um selbst etwas zu machen, anstatt nur rumzuhängen. Punk war damals zwar nicht mehr ganz neu, aber immer noch spannend und sogar noch ziemlich gefährlich. Punkrock war im Gegensatz zum sterilen Synthie-Pop oder dem bornierten Haarspray-Heavy-Metal eine Möglichkeit, direkt Energie umzusetzen, scheißegal, ob man ein Gitarrensolo konnte oder nicht. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann hatten WIZO ihr erstes Konzert, in einem Jugendhaus in der schwäbischen Provinz. Dann ein zweites und drittes. Sie spielten auf Parties, in besetzten Häusern. Ziemlich früh erkannten sie die Chancen, die eine lebendige Szene bot. Konzerte für andere Bands wurden ausgemacht, im Gegenzug gab es schon sehr früh Gigs weit weg von Sindelfingen. Eine Demo-Kassette wurde aufgenommen, verschickt, getauscht und plötzlich sogar massenhaft verkauft. Es folgten mehr Konzerte, Umbesetzungen und noch eine Demo-Kassette. Man traf Leute, reiste an den Wochenenden durch die Republik und spielte vor immer mehr Menschen. Als WIZO irgendwann Fratz Thum traf, verging nicht einmal ein Jahr, und man hatte gemeinsam eine komplette Deutschland-Tour gebucht, die erste 7“-EP auf den Markt gebracht und schließlich sogar das erste Album „Für’ n Arsch“ veröffentlicht. Auf dem gemeinsamen Label Hulk Räckorz. Das war 1991.
Und es ging weiter, wie im Schnelldurchgang. Touren durch das ganze deutschsprachige Gebiet. Die zweite LP „Bleib Tafer“, nur wenige Monate nach der ersten. Wieder selbstfinanziert, Hilfe von irgend jemand gab es nicht, das kommerzielle Interesse an Punkrock mit deutschen Texten war zu dieser Zeit gering, einen Großvertrieb zu finden fast unmöglich. WIZO spielten mehr Konzerte, überall im Land, dann sogar in Ungarn und der Tschecheslowakei. Und sie verkauften Platten, bald waren es einige Tausend. Zwischendurch gab es immer wieder Aufruhr um die drei Schwaben, mit Aktionen und Skandalen schafften Sie es, das Interesse der Boulevard-Journaille zu wecken. Man sah Sie im Fernsehen, las über sie in „Spiegel“ oder „Bild“.
Dann ein erster Höhepunkt. Mit der Idee, einen aktuellen Dance-Titel in Punkrockmanier zu covern, traten WIZO nicht nur eine Lawine los, die bis heute noch gelegentlich durch die Hitparaden rollt. Sie schafften es sogar bis ins Musikfernsehen, das damals noch aus London kam. Ihre Version von ACE OF BASEs „All That She Wants“ war nicht nur ein Charterfolg in Skandinavien, sondern die einzige Coverversion, die von den Schweden jemals genehmigt wurde. Das Video dazu hatten WIZO mit ihren Kumpels vom eben gegründeten Regionalfernsehsender für einen Kasten Bier gedreht, es wurde für sehr viel Geld an die Polydor in Hamburg verkauft. Sie gewannen den Wettkampf, der um die Schwaben nach ihrem MTV-Feature zwischen den Majorlabels entbrannt war. Das viele Geld wurde in einen Bandbus investiert, mit dem man auf noch mehr Konzerte fuhr.
Der Durchbruch
Die Polydor war so schnell weg, wie sie aufgetaucht war. Die nächste Platte von WIZO wurde wieder auf HULK RÄCKORZ veröffentlicht. Es war ein Meilenstein in der deutschen Punkrockmusik, der sich bis zum heutigen Tag noch beinahe ungebrochen weiter verkauft. „UUAARRGH!“ traf den Nerv der Kids, die sich 1994 irgendwie weltweit im Aufbruch zu befinden schienen. WIZO war die Band aus Deutschland, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, als die Punkwelle plötzlich auch hier ins Rollen kam. Die Platte ging schnell einige zehntausend mal über die Ladentheke. Die Konzerte waren ausverkauft und die Ereignisse überschlugen sich. Eine Lizensierung auf das kalifornische Label FAT WRECK CHORDS brachte den Tonträger um die ganze Welt, begeisterte Punkrocker von Kanada bis nach Neuseeland. Auch in Deutschland war das ganz große Interesse auf einmal da. Musikmagazine standen Schlange, „Die Ärzte“ wollten WIZO als Vorgruppe im Herbst 94. Vorher ging es auf die WARPED-TOUR in die USA und Kanada, danach auf Clubtour durch die Südstaaten.
Wieder Zuhause knirschte es. Der plötzliche Erfolg und die Menschen, die immer da sind, wo es nach Geld riecht, brachten einen fauligen Geruch mit sich. Spannungen untereinander entstanden. Die hektisch aufgenommene neue Platte „Herrénhandtasche“, pünktlich zur Tour mit „Die Ärzte“ veröffentlicht, schoß in die deutschen Album-Charts, Das Musikfernsehen flehte um einen Video-Clip und 10.000 Menschen in der Essener Grugahalle feierten eine Vorgruppe, bis der Boden zu wackeln begann. Am Ende des Jahres mußte der Schlagzeuger gehen. Der Rest der Band versuchte der rasanten Entwicklung standzuhalten. Alles wurde größer, teurer und wichtiger. WIZO war innerhalb von einigen Monaten zu einer Rockmaschinerie mutiert. Die Spannung zwischen dem, weshalb man alles einmal angefangen hatte und dem, zu was man geworden war, wurde immer unerträglicher.
Der neue Trommler, ein alter Kumpel spielte eines seiner ersten WIZO-Konzerte vor fast. 35.000 Menschen auf dem Bizarre-Festival. Bei der längst fälligen Detonation schließlich, erwischte es hier einige WDR Kameras. Trotzdem ging es beinahe ungebremst weiter. Die Tour 1996 war fast überall ausverkauft, WIZO schwammen im Erfolg, im Geld und in den Widersprüchen. Niemand hatte je geträumt, mit einer Schulhof-Punkrockband so weit zu kommen. Plötzlich reiste man nach Japan und spielte dort Konzerte, dann nach Kanada. In Quebec- City war es beinahe wie daheim in Stuttgart, 2000 Menschen sangen WIZO-Lieder und feierten die Sindelfinger, die es gar nicht mehr glauben konnten. Touren nach Frankreich und England schienen da nachvollziehbarer und wogen viel. Wenige Bands mit deutschen Texten hatten je im Nachbarland und im Mutterland des Punk gespielt, WIZO fanden sich auf einmal in ausverkauften Clubs wieder.
Das Ende
Mittlerweile gab es wieder einen neuen Schlagzeuger, die Band wollte endlich einen würdigen Nachfolger zur „UUAARRGH!“-Platte aufnehmen und verstrickte sich im eigenen Ehrgeiz. Ein eigenes Studio wurde gebaut, neue Songs ausgefeilt und schließlich totarrangiert. Zwischendurch immer wieder einzelne neue Stücke, die als Beiträge zu Samplern veröffentlicht wurden. Und ganz selten nur noch Auftritte, meist auf großen Festivals. Man wollte nichts vorwegnehmen von der großen neuen Platte, zu der dann die große neue Tour kommen sollte. Alles ganz perfekt und genauso, wie es alle von den drei Erfolgsschwaben erwarteten. Irgendwie fehlte nur etwas, schon seit einiger Zeit. Als man 2003 aufbrach, um zum zweiten Mal durch Japan zu touren, mußte intern bereits sehr viel Aufwand betrieben werden, damit die höflichen Japaner nichts merkten. Daß niemanden etwas auffiel, war vielleicht ein letzter Beweis der harten Arbeitsweise der Sindelfinger. Als man zurückkehrte, wartete daheim ein großes Loch. Die Aufnahmen zur Platte waren faktisch zum Erliegen gekommen, die Band probte nicht mehr, Konzerte waren nicht geplant. Ein unerträglicher Zustand für Axel Kurth. Fast dreißig neue Songs waren zu Bauruinen verkommen, halbfertige Aufnahmesessions, dutzende Demos, Vorproduktionen und verworfene Versionen. Eine Perspektive, das ganze kreativ zu retten gab es nicht mehr. Musikalisch hatte man sich untereinander nichts mehr zu sagen. Die Konsequenz drängte sich auf, der Entschluß zum Aufhören wurde gefaßt.
Beinahe im Alleingang flickte Axel nun Song-Baustellen zusammen, mischte Vorproduktionen ab, bastelte aus Pilotspuren fertige Stücken und produzierte schließlich eine neue „WIZO“-Platte. Um die Lieder aus dem Kopf zu bekommen, die er für eine Band geschrieben hatte, die irgendwann ihre Unschuld verloren hatte und weil man sich selbst irgendwo aus den Augen verloren hatte. Mitten in der Produktion, widersprüchlicher könnte es kaum sein, katapultierte sich WIZO wieder einmal in die weltweite Beachtung. Durch ein revolutionäres Tonträger-Konzept, die „STICK-EP“, ein wiederbespielbarer USB-Stick, mit dem die Band den Fans den weltweit ersten Tonträger liefert, der durch seine Wiederbeschreibbarkeit Eigenwertigkeit bietet.
Die Idee kam Axel, als er nach Auswegen aus der Musikbusiness-Tretmühle suchte. Als Nebenprodukt war sie jedoch so gut, daß sie trotz aller Zerfallserscheinungen an die Öffentlichkeit mußte. Die Reaktionen schwindelerregend, die Verkäufe des Sticks sprengten alle Erwartungen. Das enthaltene Songmaterial auf der „STICK-EP“ war bereits das Grundgerüst der geplanten finalen Platte. Diese wurde zügig weiter zusammen gestellt, einen Namen gab es schon vorher, eine Idee für das Cover nicht. Am Morgen der selbst gestellten Deadline, fotografiert Axel die leere Klorolle im Studio kürt sie zum Cover. Die letzte WIZO-CD „anderster“ war fertig.
Konsequenterweise, weigerte er sich, das Ergebnis als „das Beste“ zu bewerben, „was er je gemacht hatte“. So, wie es in der Branche üblich ist, wo gerne übertrieben wird und in Marketingplänen gedacht wird. Keine Anzeigen, keine Freiexemplare, nicht mal eine Pressemitteilung zur neuen CD, nur ein Hinweis im bandeigenen E-Mail-Newsletter. Die Marke von zehntausend verkauften Alben wurde trotzdem in wenigen Wochen geknackt. Zum Schluß gibt es eine große Abschiedstour. Ein letzter Kraftakt, um die einst so großartige Band WIZO in Würde zu Grabe zu tragen. 35 Konzerte, einmal komplett durch Deutschland, Österreich, die Schweiz.
Eines in Ungarn und dann noch das erste und zugleich letzte WIZO-Konzert in Italien. Zwei Stunden werden die Drei auf der Bühne stehen, sich quer durch alle ihre Alben spielen und gemeinsam mit ihren Fans den Abschied feiern. Manch einer wird sich wehmütig an vermeintlich bessere Zeiten erinnern. Andere werden die Sindelfinger zum ersten Mal sehen und danach vielleicht erst jenes schmutzigschöne Punkrock-Universum entdecken, die Bands wie WIZO in ihrer musikalischen Wucht und Widersprüchlichkeit hervorgebracht hat.
Axel Kurth wird dieses Kapitel seines Lebens hinter sich lassen. Zwar mit Wehmut und Ungewißheit, aber auch mit der Aussicht auf neue Taten. Und wenn er daran denkt, daß er sich nach der Tour in künftige musikalische Projekte stürzen kann, freut er sich darauf fast genauso, wie damals auf dem Schulhof.
Der Neuanfang
Im November 2009 kündigt WIZO, mit neuer Besetzung, für das Jahr 2010 ein neues Album sowie diverse Festival-Auftritte an!
Alben und Discografie
Alben
- Für´n Arsch - 1991
- Bleib Tapfer - 1992
- UUAARRGH! - 1994
- Herrénhandtasche - 1995
- Mindhalálig Punk - 1997
- Kraut und Rüben - 1998
- Anderster - 2005
Singles
- Klebstoff - 1991
- Roy Black ist tot - 1992
- All that she want - 1993
- Das goldene Stückscheisse - 1994
- Hey Thomas - 1994
- Doof wie Scheisse - 1996
- Weihnachten Stinkt . 1998
Demotapes
- Keiner ist kleiner - 1988
- Gute Freunde - 1990
Sonstiges
- Stick EP - 2004
- WIZO-Raritäten (MC, nur für Fanclubmitglieder) - 1996