Philosophie des DeutschPunks 2 5

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2.4Die Punk-Bewegung in Deutschland und der DDR

Die Entwicklung der Punk-Szene in Deutschland von ihrer frühen Form in den späten 1970er Jahren bis zu der lebendigen und vielseitigen Subkultur im Jahr 2015, die von vielen Akteuren als weltweit eine der größten und aktivsten beschrieben wird, ist besonders spannend. Als Punk als Subkultur entstand, war Deutschland ein geteiltes Land, und im Gegensatz zu den USA war die gesellschaftliche Grundstimmung noch sehr konservativ geprägt und wenig offen für alle „andersartigen“ Lebensstile. Die gesellschaftlichen Umstrukturierungen vor allem in den Denkweisen, die die 68er-Bewegung auf den Weg gebracht hatte, reichten noch nicht aus, um etwas so Provozierendes und bewusst Ablehnendes wie das Punk-Phänomen zu tolerieren oder gar zu akzeptieren.

Allerdings hat sich politisch und gesellschaftlich seitdem in Deutschland viel verändert. Der Journalist Helge Timmerberg schreibt in diesem Zusammenhang von einem

...Deutschland, das nicht zu ertragen war. … Damals war Deutschland das langweiligste und intoleranteste Land überhaupt, heute ist es das glatte Gegenteil.“1

Spätestens seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 sah sich auch die Punk-Bewegung mit einem zunehmenden Wandel konfrontiert, denn die bewegte Geschichte der ehemaligen DDR-Punks verlieh der deutschen Punk-Szene zusätzlichen Aufwind, und in den 1990er Jahren erstarkte die deutsche Szene einmal mehr.

Denn trotz der Abschottung gegenüber allem Neuen aus dem Westen seitens der DDR bildete sich auch bzw. gerade2 unter diesen extremen Bedingungen schnell eine Punk-Szene in der DDR, die, wie in den meisten anderen Ländern auch, in erster Linie auf die Musik konzentriert war.

Die Redakteure der DDR-Musikzeitschrift „Melodie und Rhythmus“

... stempelten Punk kurzerhand als faschistische Jugendkultur des Westens ab.3

Repressalien seitens der Staatssicherheit gegenüber denjenigen Jugendlichen, die ihr Interesse an Punk öffentlich zur Schau stellten, waren vorprogrammiert, denn:

Wohl nirgendwo auf der Welt wurden die Punks in einem Ausmaß zum Thema staatlicher Politik wie in der DDR. … Das Bemühen, einen eigenen Stil zu kreieren …, zog massive Reaktionen des Staates auf sich.4

Die ersten ostdeutschen Punkbands Müllstation, L`Attentat, Schleimkeim, Paranoia oder Charlie Kaputt, gründeten sich und konnten schon bald eine kleine Schar Anhänger vorweisen. Durch die Unterdrückung des Staates und die Ablehnung durch die Gesellschaft entwickelten die DDR-Punks schnell eine rebellische Attitüde, so schreibt ein ehemaliger Punk aus der DDR:

Die Ideologie für den Punk ist für mich erst entstanden und wichtig geworden, als ich erlebt habe, wie das ist, von den sogenannten Bürgern der DDR beleidigt und von der Polizei gejagt zu werden.5

Ebenso waren auch die Texte der Bands eindeutig geprägt von einer düsteren Grundstimmung und Kritik am unterdrückerischen System, in dem die Musiker lebten:

Ich wohne, dort wo die Schizophrenie regiert.

Dort, wo Dich jeder Spießer anstiert.

Dort, wo man Mauern baut.

Sich keiner was zu sagen traut.

Ich wohne dort, wo die Panzer stehn.

Dort, wo man sagt: Das Leben ist schön.

Dort, wo bald kein Vogel mehr singt.

Wo das Wasser nach Abfall stinkt.

Wo du Dein Leben wie im Knast verbringst.

Und mit den Bullen um ein bißchen Freiheit ringst.

Wo das Blauhemd dominiert.

Und die Jugend straff marschiert.

Ich wohne in einem Friedensstaat.

Abfahrt, Abfahrt, das ist zu hart.“6

Lediglich zwei Bands, nämlich Schleimkeim aus Erfurt (1983) und L`Attentat aus Leipzig (1987), schafften es, Aufnahmen aus der DDR herauszuschmuggeln und auf Plattenlabels aus dem Westen LPs zu veröffentlichen. Im Falle von Schleimkeim unter dem in Saukerle geänderten Namen, um eine Wiedererkennung durch das SED-Regime zu vermeiden. In den 1980er Jahren und bis zum Fall der Berliner Mauer bzw. dem Niedergang des DDR-Regimes sah sich die Punk-Szene in Ostdeutschland zunehmend der Bespitzelung, Überwachung und Unterdrückung durch die staatlichen Kontrollorgane ausgesetzt.

2.5Punk und Politik

Die Punkbewegung hat seit Anbeginn den Beinamen "No Future Generation". Doch obwohl dieser Begriff frei definiert bedeutet, dass man keine Zukunft und keine Ziele hat, haben Punks Ziele. Aus den meist kritischen Inhalten der Musiktexte der Punkbands, die sich zumeist auf Gesellschaft, Politik und Zeitgeschehen beziehen, kann man diese Ziele ablesen.

Den meisten Bands ging es zwar um eine kritische Haltung gegenüber dem Establishment, eine konkrete politisch motivierte Haltung war jedoch selten.Erst Anfang der 80er Jahre wurde ein Teil der Punk-Szene bekennend politisch. Fusionen mit der linken Antifa-Szene, wie etwa Hausbesetzern oder Autonomen, wurden gerade in England aufgrund der konservativen Politik Margaret Thatchers und in Deutschland durch die damalige Aktualität der RAF-Aktivitäten bestärkt.

Büsser schreibt dazu

Alles galt dem Gestus einer Radikalisierung (...) gegen Bullen, Staat und Justiz. Ästhetisch vollzog sich damit auch eine Abwendung von der Öko- und Friedensbewegung, obwohl sowohl Ökos wie auch Punks in Wackersdorf und an der Startbahn West nebeneinander standen (...)“ 7

Von der Abneigung gegenüber den oben genannten Institutionen zeugt auch der Text des Liedes „Nazis Raus“ der Gruppe Slime:

(...) wir brauchen keine Wehrmacht. Wir brauchen keine Bullen. Politik ist Scheiße, wir lassen uns nicht einlullen“ (Slime 1989)

Viele Punkbands repräsentieren gewisse linke oder auch autonome Konsenswerte. Die britischen Bands wie Crass, Conflict, die baskischen Negu Gorriak3 oder die deutsche Band Slime ziehen neben Musikliebhabern auch eine große Anzahl politischer Aktivisten an, die sich im Umfeld der Subkultur aufhalten, genau wie Anhänger der Punk-Szene oftmals an politischen Aktionen teilnehmen. Bescheidener zeigte sich zunächst die politische Tragweite des amerikanischen Punks. Eine der bekannteren ‘politischen’ Bands waren die Dead Kennedys, die immer wieder das politisch-kapitalistische System kritisierten.

In Deutschland entstand im Jahre 1984, kurz nach Aufkommen des Deutschpunks, eine eigene Punkpartei: „Die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (Kurzbezeichnung: APPD) ist eine deutsche Partei, die sich selbst als „pogo-anarchistisch“ bezeichnet.8, auf welche in den nachfolgenden Kapiteln noch kurz eingegangen wird.

2.6Äußere Erscheinung

Abbildung 4: DeutschPunker aus Karlsruhe

Das zu Punk gewordene Klischee des typischen Punks, welches vor allem im Deutschpunk vorherrscht, bildete sich erst zu Beginn der 1980er Jahre heraus.

So etablierte sich in diesen Jahren der „Mohawk“, der bekannte Irokesenschnitt der Punks. Es wurden Lederjacken mit zahllosen Nieten und Ketten getragen, bemalt mit provokanten und politischen Sprüchen oder Bandnamen und -logos.

Zu dieser Zeit entstand auch das Phänomen der „Nietenkaiser“: Punks mit schweren

Motorradlederjacken, die praktisch komplett mit Nieten besetzt waren.

Dieses Outfit erfüllt bis heute immer noch seinen ursprünglichen Zweck: die Abgrenzung gegenüber dem Bürgerlichen und die Provokation desselben.

Punks und LeopardenMuster

Einer alten Legende zufolge wurden die ersten beiden Punks, Sid und seine Schwester Ratte, von ihrer bösen Stiefmutter zu Hause rausgeschmissen, weil sie ihr Zimmer nie aufräumten.

Erst wussten die beiden nicht, wohin, doch dann gingen sie in den Wald, um Beeren zu sammeln, um sie vergären zu lassen (schließlich hatten sie kein Geld und konnten sich kein Dosenbier kaufen). Dort trafen sie auf eine Leopardin, die sie wie ihre eigenen Kinder bei sich aufnahm.

So lebten Sid und Ratte glücklich und ohne Hunger zu leiden bei ihrer neuen Adoptivmutter, bis sie volljährig wurden und endlich Sozialhilfe beantragen konnten. Seit dieser Zeit tragen die Punx Leopardenstoff an Jacken, Hosen und Taschen, um an diese Begebenheit zu erinnern.

2.6.1Outfit und Auftreten

Punk war schon immer eine Subkultur, für deren Entwicklung die äußere Darstellungsform enorme Wichtigkeit hatte. Sämtliche Ausdrucksformen optischer Art waren für die jeweilige Zeit ihres Entstehens ein radikaler Umbruch, der im direkten Gegensatz zu der bestehenden Mainstream-Umwelt stand. Das gespaltene Verhältnis der Punks zu den Medien gründet sich unter anderem darauf, dass die Punk-Szene aufgrund des subversiven und schockierenden Aussehens ihrer Mitglieder von Anfang an als potentielle Bedrohung wahrgenommen wurde.


Abbildung 5: Deutschpunker

Deutlicher als bei anderen Subkulturen waren bereits zu Beginn – neben musikalischen und ideologischen – modische Aspekte von enormer Relevanz. Modisches Design, subkultureller Stil und innovativer Einzelhandel trafen aufeinander.“ (Segebrecht 2004)

Wenngleich die modischen Aspekte für ihr Selbstverständnis nur einen von mehreren bestimmenden Faktoren bilden, steht doch außer Frage, dass sie für die Szene von Wichtigkeit sind. Abgesehen von all der angeblichen „Gammeligkeit“ und bewussten „Hässlichkeit“, die seit jeher in Bezug auf Punk (insbesondere durch die Medien) hochstilisiert wurden, wird oft unterschlagen, dass die Bewegung in ihren Ursprüngen eigentlich sehr ästhetisch auftrat.

Die erste Punk-Generation war gar nicht, wie die bürgerliche Presse es gerne darstellte, bewußt häßlich und verdreckt, sondern sie hatte ganz schön viel Sex Appeal [...].“ (Büsser 2000)


Abbildung 6: DeutschPunkette

Doch auch in den bewegten Jahren der folgenden nunmehr 30-jährigen Geschichte der PunkBewegung wurde ein Stil entwickelt, der zwar einerseits, wie Büsser kritisiert, zur klischeebehafteten Uniform geworden ist:

Ein Sex Appeal, das übrigens verschwand, als Punk mit seinen Nietengürteln und Irokesenfrisuren immer überstylter und phantasieloser wurde.“ (Büsser 2000)

Allerdings findet sich auf der anderen Seite in der gegenwärtigen Punk-Subkultur nach dem Aufweichen jahrzehntelang gepflegter Stereotype wieder die anfängliche sexy Mixtur aus diversen Stilvariationen, die ähnlich wie die erste Punk-Phase anmutet.

2.6.2Kleidung und Accessoires

Punk reproduzierte sämtliche Kleidungsstile der Nachkriegs-Jugendsubkulturen und kombinierte Elemente aus den verschiedenen Epochen dieser Stilgeschichte zu einer zerschnipselten Collage. Das gab ein Chaos aus Schmalzlocken und Lederjacken, „Brothel Creepers“ […] und „Winkle Pickers“, Turnschuhen und Parka-Mänteln, Mod Frisuren und Skinhead-Bürsten, Röhrenhosen und bunten Socken, ultrakurzen Miniröcken und Nagelschuhen – alles zusammengehalten von spektakulären Verbindungsmitteln: Sicherheitsnadeln und Plastikwäscheklammern, Sado-Maso-Riemen und Seilstücken, die ein Übermaß an entsetzter und faszinierter Aufmerksamkeit erregten.“ (Hebdige 1979)

Hebdige beschreibt anschaulich, welch diffuse Mischung verschiedener Kleidungsstile Punk in seiner Entstehungsphase darstellte. Elemente aus nahezu allen vorangegangenen Subkulturen wurden verwendet, wenngleich oft gezielt zerstört oder bearbeitet und in umgekehrtem Kontext getragen. Als Punk 1976 entstand, war bereits der kleinste stilistische Ausbruch aus den gängigen Konventionen eine Provokation. Und angesichts der Kleidungs- und Styling-Varianten, die Punk in seiner weiteren Geschichte hervorbringen sollte, erscheint die anfängliche Hysterie um den Punk-Style nicht mehr nachvollziehbar.

Betrachtet man heute Photos von den klassischen Punkbands, […] sehen die Beteiligten ziemlich propper und aus heutiger Sicht unspektakulär aus – weder übertriebenes Styling, noch übertrieben zerfetzt.“ (Büsser 2000)

Auffallend war in diesem Zusammenhang lediglich, in welcher Art und Weise Punk vorhandene Kleidungsstücke nutzte, sie bearbeitete und zu einem Gegenentwurf umgestaltete.

So wurde aus einem Fan-T-Shirt der Band Pink Floyd und einem eigenhändig mit Lackstift gekritzelten „I hate“ ein Anti-Shirt der Band und eine bildliche Absage an den Mainstream-Rock im Allgemeinen.9

Letztlich war das Outfit der Punks stets ironisch geprägt und als Absage an bestehende Werte zu verstehen.

Durch ein Sortiment untergründig komischer Zeichen symbolisierte sie sich in Knechtschaft: Ledergurte, Ketten, biedere Jacketts und steife Posen. So waren die proletarischen Akzente der Punks von Ironie durchdrungen.“ (Hebdige 1983)

Oder wie Skai es ausdrückt:


Abbildung 7: DeutschPunks auf dem Force Attack

Die Punks karikierten die wohlgekleidete Überflussgesellschaft, indem sie den Schund und Abfall zur Gossenexzentrik stilisierten.“ (Skai 2008)

Selbstverständlich wurde der neue Kleidungsstil von seinen ersten Tagen an bereits zur Mode erklärt und von Designern aufgegriffen und reproduziert. Bezeichnenderweise entstand die junge Punk-Szene in London um die Modeboutique „Sex“ herum. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Punk in seinen Anfangstagen auch zu erheblichen Teilen eine Modebewegung darstellte und ihm dieser Ruf aufgrund seiner so radikalen und revolutionären modischen Ausdrucksformen auch bald anhaftete.

Bei der Punk-Subkultur entdeckte die Presse den Kleidungsstil praktisch zur selben Zeit, als auch die abweichenden Aktionen der Punks entdeckt oder erfunden wurden. Genau in derselben Woche, als die Sex Pistols im Fernsehprogramm Today ihren ersten explosiven öffentlichen Auftritt hatten, startete der Daily Mirror die erste Folge einer aufrüttelnden Serie, die sich mit der bizarren Kleidung und dem Schmuck der Punks befaßte.“ (Hebdige 1983)

Viele Kleidungsmerkmale aus dieser Zeit, wie etwa Bondage-Hosen, selbst bemalte und besprühte Hemden, Doc-Martens-Stiefel, „Chucks“10, schwere Halsketten oder Kleidungsstücke im Tartan-Look11 sind jedoch in der Punk-Szene immer getragen worden und werden es zum Teil bis heute. So schmückten bereits die Punks der ersten Generation ihre Jacken mit Buttons, ein Trend, der in der Punk-Szene immer präsent war und bis heute Bestand hat. In der Szene existieren zehntausende verschiedene Buttons12 mit Bandlogos, politischen Botschaften und dergleichen. Es gibt sie in verschiedenen Größen, aber die gängigsten Variationen bilden die 1-Inch und 2,5-Inch Buttons. Auch heute existiert nahezu keine von einem Punk getragene Jacke ohne einen oder mehrere Buttons.

Diejenigen Ausdifferenzierungen im Outfit, die flächendeckend das Klischee des Punk beeinflussten (und auch das Bild, z. B. des deutschen Punk in der Öffentlichkeit), bildeten sich erst später heraus, wie etwa jene schwarzen Motorradlederjacken mit Nieten und Buttons versehen und mit Sprüchen und Bandlogos bemalt. Auch Nietengürtel und -armbänder finden ihren Ursprung erst zu Beginn der 1980er Jahre, werden aber seither flächendeckend in der Szene getragen.

Interessanterweise spielt das Alter eine große Rolle bei der Gestaltung des Outfits der jeweiligen Person. Je älter die Person wird, desto wahrscheinlicher normalisiert sich ihr Outfit. Aufwendig gestylte Punks finden sich hauptsächlich in der Gruppe der 16- bis 35-Jährigen. Unter den Älteren finden sich zwar immer noch genug Merkmale, die sie für andere Punks klassifizierbar machen, der Öffentlichkeit oder dem „Normalbürger“ fällt diese Einordnung dann mitunter nicht mehr so leicht, zumal wie bereits ersichtlich wurde, viele Stilmerkmale Einzug in den Mainstream gehalten haben. Den Unterschied zwischen dem Original und dem Plagiat, also dem Rip-Off13 zu erkennen, ist tatsächlich ausschließlich in der Szene engagierten Personen möglich.

Heute findet sich in der Punk-Szene kein definierbar einheitlicher Kleidungsstil mehr. Zwar werden nahezu alle Elemente aus vergangenen Punk-Generationen auch heute (v. a. in diversen Teilbereichen der Szene) noch getragen, aber nur wenige Merkmale sind weiterhin flächendeckend verbreitet. Der etablierte Punk-Stil wird heute aber kombiniert mit Merkmalen aus der Hardcore-Szene, laut Büsser: „[b]equeme Straßenkleidung, die den Handlungsspielraum nicht einschränkt“ (Büsser 2000), so wie der Gothic-Szene (mit der sich die Punk-Szene den Hang zu Sadomaso-Utensilien und einige andere Details teilt, z. B. Bondagehosen) und vielen anderen Subkulturen. Dazu werden auch aus dem Mainstream entliehene Elemente getragen. Kleidung wird selbst hergestellt oder auf Konzerten, im Internet oder den wenigen existierenden reinen Punk-Boutiquen oder Punk-Shops gekauft. So schließt sich letztendlich der Kreis, denn das eingangs von Hebdige dem frühen Punk attestierte „Chaos“ in seinem Kleidungsstil stellt heute in der Szene tatsächlich gelebte Realität dar. Punk bedient sich in Sachen Outfit bei nahezu allen

anderen subkulturellen Stilen und kombiniert diese neuen Impulse mit dem eigenen Punk-Stil, was zu dem derzeit in der Szene vorherrschenden Stil-Mix führt.

1Timmerberg, H.: In 80 Tagen um die Welt. Rowohlt, Berlin 2008.

2Anmerkung des Autors: Gerade unter extremen Bedingungen entwickelt sich Punk. Als aktuelles Beispiel dient da Maynamar (früher Birma): trotz der Militärdiktatur existiert dort eine grosse Punkbewegung die sehr aktiv ist (Die Toten Hosen waren im Dezember 2014 dort), oder Indonesien wo den Punks 2011 die Haare rasiert, Piercings entfernt und Kleidung abgenommen wurde (http://www.tagesschau.de/ausland/punksindonesien100.html).

3Jan Sobe in IG Dreck auf Papier (Hrsg.): Keine Zukunft war gestern. Punk in Deutschland. Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2008.

4Kohtz, A.: Auch im Osten trägt man Westen. Punks in der DDR – und was aus ihnen geworden ist. Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2000.

5Mario Schulz in Fussnote 8

6L`Attentat: „Friedensstaat“, 1987

7 Büsser M.: If the kids are united Von Punk zu Hardcore und zurück, Vgl. Literaturliste 32

8http://de.wikipedia.org/wiki/Anarchistische_Pogo-Partei_Deutschlands

9 Genau dieses T-Shirt trägt der Schlagzeuger der Sex Pistols, Paul Cock, auf vielen Bandfotos.

10Chuck Taylor Sneakers wurden bis dahin nur zum Sport getragen, erfuhren durch Punk eine Umwandlung zu Straßenschuhen und etablierten sich in vielen nachfolgenden Jugend- und Subkulturen. „Chucks“ erlebten in den späten 2000er Jahren einen erneuten Höhenflug und sind heute eine der führenden Turnschuh-Marken weltweit.

11Tartan bezeichnet ein Webmuster, das hauptsächlich für Kilts verwendet wird und das auch unter dem Namen „Schottenkaro“ bekannt ist.

12 Buttons oder auch Badges sind runde, aus Metall gefertigte und mit Motiven verzierte Blechscheiben, die mit Nadeln an das Revers einer Jacke o. ä. angeheftet werden.

13In der Punk-Terminologie wird Rip-Off als Synonym für die nicht-originalen Waren aus dem Punk-Kontext verwendet, die vom Mainstream massenhaft reproduziert werden.